Schöne Songs von netten Menschen: Cowboy Junkies & Steve Forbert
HAMBURG. Sie sieht aus wie Julia Roberts. Aber sie singt besser. Es ist wie beim Fernsehabend: Die Flippigen sind woanders, die Schicken auch. Hier sind die Normalen. Passend dazu das Interieur: Stuhlreihen, akustikfördernde Holzwände, schlichtes Klassik-Ambiente in der Kleinen Musikhalle, ungefähr 500 zahlende Gäste. Angenehm überschaubar.
Steve Forbert macht den Anheizer. Zum Straßenmusiker aus dem Bilderbuch fehlen ihm nur eine Rassel und die Pauke auf dem Rücken. Den geborenen Alleinunterhalter sieht man ihm trotzdem sofort an: Gitarre, Harmonika — ganz dylanesk. Freudig präsentiert er das Programm seiner neuen LP „The American In Me“: er spielt auf Akustik-Gitarre sogar flotten Rock ’n‘ Roll. Forbert nimmt aber auch das Manko des Abends vorweg: Seine Songs sind schön — aber sie klingen immer gleich.
So ist das auch mit den Cowboy Junkies. Bloß nichts Spektakuläres! Margo Timmins. schüchternfreundliche Frontfrau der kanadischen Kammermusik-Rokker, singt fasziniernd matt die versponnenen Cowboy Junkies-Elegien. Erst in der Mitte des gut zweislündigen Sets kommt bei ein paar flotten Nummern Stimmung auf. Hastig, beinahe verängstigt, ersticken die erstklassigen Musiker den übergesprungenen Funken sofort mit Gitarren-Balladen vom neuen Album „Black Eyed Man“.
Sängerin Margo allein ist das Kapital dieser Band: ihre verhangene Stimme, ihre vorsichtigen Ansagen, ihr Jungmädchen-Charme. Sie sitzt einsam auf einem Barhocker, neben sich eine Vase mit Tigerlilien. Eine Chansonette der amerikanischen Neuzeit. Acht dezente Scheinwerfer beleuchten die Bühne, jeder Schnickschnack wäre hier zuviel.
Was bleibt? Kein Song im Ohr. Aber das Gefühl, einen schönen Abend mit freundlichen Menschen verbracht zu haben. Vergleichbar einem Fernsehabend mit Freunden — nur eben ohne Fernseher.