Schwedischer Brit-Pop? Gibt’s sowas? Bei Naked schon
Die Könige des britischen black humour Monty Python ließen einst eine gemeingefährliche Bande von wildgewordenen Großmüttern die Innenstadt von London terrorisieren. Diese Gang taucht jetzt im aktuellen Video ‚Left Alone Again‘ der schwedischen Pop-Punker Naked wieder auf. Die Leidtragenden sind in diesem Clip die Musiker selbst. Die rabiaten Rentnerinnen stürmen ein hübsches Kaffekränzchen der Band, vertreiben die Freundinnen, greifen den verstörten Herren unflätig von hinten in den Schritt und schmeißen die Schnapsgläser an die Wand. So schüchtern, wie sich Rickard Frejgrim, Thomas Parling und Niklas Jonsson im Video geben, sind sie ansonsten allerdings nicht. Der Bandname Naked ist nämlich Programm: ihre Musik kommt daher wie ein ungeschliffener Rohdiamant, direkt und ohne überflüssigen Schnickschnack. Naked sind die ungekrönten Könige des schwedischen Britpop, mit eingängigen Melodien, groovendem Schlagzeug, krachenden Gitarren und knarzigem Baß. Die drei Schweden beschreiten dabei einen Weg, der weg führt von überproduziertem Sound, hin zu nackten, abgespeckten Tatsachen. Daß diese Einfachheit einmal das Markenzeichen der Band werden sollte, war nicht immer klar. Kurz vor den Aufnahmen des Debütalbums waren Naked nämlich noch ein Quartett. Aber das Schicksal wollte es anders. Die Band zog aus der schwedischen Provinz in die schwedische Hauptstadt Stockholm, ihr zweiter Gitarrist hingegen wanderte geradewegs hinter schwedische Gardinen. Grund: der gute Mann war mit dem Gesetz in Konflikt gekommen, weil er seine Wehrpflicht vernachlässigt hatte. Die verbliebenen drei beschlossen derweil, aus der Not der weggefallenen Zweitgitarre eine Tugend zu machen: einfach – knackig – gut, so sollte fortan der Sound der Band sein – und so werden sich Naked auch auf den ME/Sounds-Newcomer-Parties präsentieren.