Auch 30 Jahre später steht Aussage gegen Aussage: Während Malcolm McLaren behauptet, die Sex Pistols seien von ihm ersonnen und gegründet worden, vermittelt Ur-Bassist Glen Matlock eine andere Sicht der Dinge. Demnach existierte ein Quintett namens The Strand, das sich später The Swankers nannte, schon drei Jahre bevor McLaren 1975 frustriert von einem Trip als Road-Manager der New York Dolls aus den USA zurückkehrte und plante, eine Band zu gründen. Zu den Gründungsmitgliedern zählten 1972 Sänger Steve Jones, Gitarrist Warwick „Wally“ Nightingale, Schlagzeuger Paul Cook, Keyboarder Jim Mackin und Bassist Stephen Hayes, der wenig später durch Del Noones ersetzt wurde. Ein vages Interesse an den Swankers zeigte McLaren erst, als er die Aushilfe Glen Matlock seines mit Mode-Designerin Vivienne Westwood geführten Ladens „Sex“ auf der King’s Road als Bassist einschleuste. Da McLaren den Ex-Television Richard Hell nicht von New York nach London locken konnte, hielt er Ausschau nach Ersatz. John Lydon, grünhaarig, verrottete Zähne und mit „I Hate Pink Floyd„-Logo auf dem T-Shirt, war ein optimalerKandidat- und nannte sich fortan Johnny Rotten. Vom ersten Auftritt bis zum Ende im Januar 1978 vergingen 26 Monate. Hernach nannte sich Rotten wieder Lydon und hob Public Image Ltd. aus der Taufe. Cook und Jones nahmen unter dem Pistols-Logo eine Single mit Posträuber Ronnie Biggs auf. Der vorzeitig ausgeschiedene Matlock formierte die Pop-Punkband The Rieh Kids. Und Sid Vicious, schwer heroinabhängig, erstach angeblich seine Freundin Nancy Spungen am 12. Oktober 1978 im Chelsea Hotel in New York. Am 2. Februar 1979 starb Vicious 21-jährig an einer Überdosis Heroin. Einer Reunion in Originalbesetzung widerstanden die Pistols bis 1996. Eine weiteres Intermezzo kam im Jahr 2002 zustande.
