Sex Pistols: Never Mind The Bollocks …


Die einzige LP. die die Sex Pistols zu Lebzeiten veröffentlichten, als Meisterwerk abzuhandeln, wäre verfehlt. Eher ist sie ein Meilenstein, eine Rückschau auf den phänomenalen Aufstieg einer Band, die die Rock-Geschichte nachhaltig beeinflussen sollte. Schon bevor die Platte erschien, hatten die vier Londoner Tagediebe mehr Skandale verursacht, mehr Plattenfirmen verschlissen und mehr Nachahmer inspiriert als jede andere Pop-Gruppe vor ihnen. Die absoluten Stars der Punk-Bewegung hatten bereits vier Top-l0-Hits auf der Haben-Seite. Was England so aufregte, war vor allem die glamouröse Verkommenheit des Johnny Rotten. Rotten, 1956 als John Lydon geboren, artikulierte mit schneidend-arroganter Stimme und bösen lakonischen Texten Frustrationen und Realitäten seiner Generation: „No Future“ wurde zum Wahlspruch der Punks. Dazu spielten Steve Jones (Gitarre), Paul Cook (Drums) und Glen Matlock (Bass, hier schon teilweise von Sid Vicious ersetzt) schnörkellosen Punkrock, der die Kids auf der Straße aus der Lethargie riß. Soviel soziale Realität („Street Credibility“) ließ vor allem die satt und selbstzufrieden gewordenen Bands aus der Progressiv-Ära alt und blutarm aussehen. „Never Mind …“ enthält so gut wie alle Hits und Live-Favoriten der Band und ist und bleibt eins der elektrisierendsten Rock n‘ Roll-Alben aller Zeiten.