Sexismus? Alles nur Spaß, ha ha!


Nach den Glam-Rock-Juxen auf ihrem Debüt werden Louis XIV nun ernsthaft-zumindest musikalisch. Und fühlen sich missverstanden.

Die hier gleich folgende Einstiegsfrage möge man sich bitte in einer Art Johannes-B.-Kerner-Ton (das heißt:gespielt doof und immer im Interesse der Zuschauer) vorstellen: Würden sich Louis XIV eigentlich freuen oder fänden sie es eher zum Kaputtlachen, wenn man slickdogs and ponies eine gewisse, zumindest musikalische Ernsthaftigkeit bescheinigte?

Das Debüt the best little secrets are kept fanden nur äußerst wenige Hörer und Kritiker „so mittel“: Man fand es entweder ziemlich furchtbar oder ganz toll, mitsamt den absurd offenkundigen T.Rex-Anleihen, dem gockligen Gehabe und den Texten, in denen es weniger um Politik und Gesellschaft (oder sonst was) ging als um Sex, Sex, noch mal Sex und darum, wie man ihn bekommt. SLICK DOGS AND PONIES läutet nun die nächste, die orchestrale Beatles-, Bowie- und Queen-Phase der Band aus San Diego ein, mit Streichern, fein ziselierten Arrangements und zwei respektablen, umsichtig ans Plattenende platzierten Powerballaden. Fast könnte man sagen: Nur der“Parental Advisory“-Aufdruck gemahnt noch an vergangene Zeiten.

Haben Louis XIV denn noch nie von all den vielen Bands gehört, die bereits mit ihrem zweiten Album massiven Stilbruch begingen und sich zur Belohnung noch vordem dritten auflösen durften?“fs ist sogar recht wahrscheinlich, dass sich unsere neue Platte nicht gut verkaufen wird“, ahnt Sänger und Gitarrist Jason Hill. „Aber Musik wacht man ja nicht deswegen. Selbst wenn ich unter kommerziellen Gesichtspunkten versuchen würde, ein paar sichere Hits abzuliefern, könnte ich das gar nicht. Unsere erste Platte haben wir in einem winzigen Raum aufgenommen, man konnte keinen Schritt gehen, ohne über aufgetürmte Stapel von Equipment oder alle möglichen Kabel zu stolpern – es war wirklich lächerlich. Und es ist zwar vorbei, aber noch gar nicht so lange her, dass ich keine Kohle hatte und in einem Dreckloch von Wohnung lebte. Trotzdem: Wenn es einem ums Geld geht, sollte man am besten gleich einen anderen Beruf ergreifen.“

Louis XIV kicken es also old school, und sie sind außerdem noch immer ein bisschen überrascht und erstaunt darüber, dass vereinzelt Stimmen laut wurden, die die Texte zu Stücken vom ersten Album wie „Finding Out True Love ls Nice“ und „Paper Doll“ gelinde gesagt sexistisch fanden.“Ja, das habe ich mitbekommen“, wundert sich Jason. „Ich wurde nicht nur in Deutschland uon so einigen Leuten interuiewt, die anfangs erst mal dachten, ich sei ein Sexist, ha ha ha. Man hat unsere Texte damals einfach viel zu ernst genommen: Fast alles davon war spaßig gemeint oder eine Spielerei mit Klischees. Und die meisten Songs auf The best little secrets are kept drehten sich sowieso ganz einfach um meine damalige, langjährige Freundin und um das Ende unserer Beziehung.“Gut, dass wir mal nachgefragt haben.

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