Silverchair


Wenn Teenie-Stars erwachsen werden: Silverchair-Frontmann Daniel Johns erweist sich mit achtzehn Jahren als die Abgeklärtheit in Person.

Als seine erste LP („Frogstomp“) erschien, war Daniel Johns noch ein 14jähriger australischer Junge, der sich für Hardrock, Mädchen und Autos begeisterte. Doch von solch profanen Gelüsten will der ambitionierte Rockstar nach vier Jahren Showbiz und 4,5 Millionen verkauften Schallplatten nichts mehr wissen. „Es ist einfach an der Zeit, mal etwas anderes zu machen, etwas, in das ich meine ganze Kreativität einbringen kann“, gibt er vollmundig zu Protokoll. „Ich möchte der Musikszene meinen Stempel aufdrücken. Die Leute sollen sich an uns erinnern und sagen: ‚Silverchair war eine Band, die etwas wirklich anderes gemacht hat‘.“ Während seine Mitstreiter Chris Joannou (Bass) und Ben Gilles (Drums) jede freie Minute mit ihren Freundinnen am Strand verbringen, kann der inzwischen 19jährige Johns die Freiheit seit dem Highschool-Abschluß gar nicht recht genießen. Dem way of life seiner Kumpels (Surfen und Saufen) kann er so gar nichts abgewinnen. „Ich bin eben kein Partyhengst“, spricht’s und sitzt den lieben langen Tag in seinem funkelnagelneuen Apartment, hört Platten, sieht fern und engagiert sich für Umweltorganisationen wie die Surfrider Foundation (zur Erhaltung der Meere) oder Animal Liberation (gegen Tierversuche). Seine Bandkollegen kann er für derartige Initiativen nicht begeistern: „Wenn es um unsere Interessen geht, sind wir unterschiedlich wie Tag und Nacht. Bei den Aufnahmen zum ersten Album waren wir alle noch auf der selben Wellenlänge. Danach haben wir uns in unterschiedliche Richtungen entwickelt. Das tut unserer Musik aber keinen Abbruch.“ Tatsächlich hat Johns das dritte Silverchair-Album („Neon Ballroom“) nicht nur im Alleingang komponiert, sondern er will damit auch hoch hinaus. Silverchair sollen zur größten Band des nächsten lahrtausends werden und zum Sprachrohr der australischen Jugend. Und dafür läßt Johns sich einiges einfallen. Statt Grunge und Metal offeriert er anspruchsvolles Rock-Entertainment mit Sinfonie-Orchester, Chor und Klavier-Mythos David Helfgott. Vor allem haben Silverchair das perfektioniert, was sie schon mit ihren ersten Hits, „Tomorrow“ und „Israeli Son“, angedeutet haben: opulente Hymnen mit kämpferischen Refrains und eingängigen Harmonien, die nur dafür geschaffen sind, in Radio und Musikfernsehen auf Dauerrotation zu laufen. Das gilt vor allem für „Anthem ForThe Year 2000“ – eine Kampfansage an die australische Regierung. „Mal ehrlich, die heutige Jugend wird doch wie ein Haufen Scheiße behandelt, wie eine Wegwerfgeneration, die ihr Leben mit Drogen und Musik verschwendet“, wettert Johns. Was Wunder also, daß er sich sogar vorstellen könnte, selber in die Politik einzusteigen. Doch der Blick auf die LIhr läßt ihn für heute verstummen. Er müsse dringend zu seinen Eltern: zuerst Abendessen und danach den Hund ausführen. Wirklich äußerst bodenständig für ein angehendes Jugendidol.