Sind die Sex Pistols doch nicht geplatzt?


War der große Split ein weiterer publikumswirksamer Schock im Programm der Pistols oder haben sie sich wirklich verkracht? Eines scheint jedenfalls sicher: die Sex Pistols werden in irgendeiner Form weiterexistieren. Die Gruppe – egal in welcher Besetzung – hat Virgin Records gegenüber noch Verpflichtungen in Form diverser LPs.

Die offizielle Mitteilung vom Bruch in der Band machte Pistols-Roadmanager John Tiberi nach dem Konzert im ,.Winterland“ von San Franzisko. Danach überschlugen sich die Meldungen. Sid Vicious habe einen Selbstmordversuch unternommen, hieß es. Oder: Er habe während eines Fluges soviele Drogen und Alkohol zu sich genommen, daß man ihn bewußtlos aus der Maschine getragen und ins Krankenhaus geschafft habe. Auf jeden Fall wurden erst einmal alle restlichen Gigs, unter anderem die Auftritte in der Bundesrepublik, abgesagt. Ein Teil der Gruppe reiste nach Rio weiter. Johnny Rotten machte einen Abstecher in die New Yorker Punk-Szene und ist inzwischen wieder in England gelandet. Sein Kommentar: „Alles nur ein Publicity-Trick.“ So ganz ohne Grund sagt man allerdings keine Konzerte ab. Und daß die Jungs sich untereinander nicht immer besonders grün waren, ist auch bekannt. Die USA-Tour hat Spannungen innerhalb der Gruppe jedenfalls zum Explodieren gebracht. Zunächst hieß es, man habe Rotten rausgejagt, weil er „zu destruktiv“ sei. Manager MacLaren schließlich soll angeblich den Vertrag zerrissen haben. Am wahrscheinlichsten ist jedoch, daß es Probleme mit Sid Vicious gegeben hat, der mittlerweile auf einem Horror-Startrip gelandet war. Es ist durchaus möglich, daß nur er ersetzt wird.

Wie es auch immer weitergeht: Auch der zäheste Punk macht einmal schlapp. Noch nie wurde eine Gruppe so schnell zur Top-Atraktion der Medien und so extrem wie die Sex Pistols. In Amerika etwa entstand jüngst um sie herum ein gewaltiges Superstar-Gehype, was sie ablehnten: umringt von Plattenbossen und VIPs, waren die Pistols nichts anderes mehr als die von ihnen geschmähten „etablierten Arschlöcher“ des Rockbusiness. Tourmanager Tiberi sieht es richtig: „Die Band arbeitete in der einzig wahren Situation, die es den Jugendlichen oder irgendjemanden ermöglichte, sich wirklich auszudrücken. In der Form wird nichts mehr laufen. Die Art und Weise, in der man sie beschrieben und manipuliert hat, hat zum Bruch geführt. Und Amerika hat allem noch die Krone aufgesetzt.“ Auf nach Amerika:Bevor die gefürchteten, hart rockenden Scorpions endgültig die Koffer für ihre im März beginnende USA-Tournee packten, sausten sie nochmal schnell zum Fotografen. Außerdem gaben sie zuhause in Hannovers Niedersachsenhalle noch ein Abschiedskonzert für 4000 Zuschauer. Die Jungs gewinnen mittlerweile an Format. Größter Fortschritt: Gitarrist Uli Roth tritt sich nicht mehr auf den Füßen ‚rum. Im Gespräch ist immer noch eine Japan-Tour der Scorpions. Während die Gruppe in den Staaten tourt, wird Produzent Dieter Dierks im Fernen Osten über Verträge sprechen. Vielleicht klappt es schon im Sommer.