Sisters Of Mercy


Kreuzt man den Heavy Metal-Kult der frühen Blue Öyster Cult (z. Zt. ihrer TYRANNY AND MUTATION – Tage) mit dem zeitlupenhaften Dröhn-Synthi-Beat der New Yorker Martin Rev und Alan Vega (Suicide), dann bekommt man eine leichte Vorstellung von dem, was passieren kann, wenn die Sisters Of Mercy ihre Gruften auf einem Friedhof in Sheffield verlassen.

Und das tun sie, bisher, recht selten! Entweder, um eine Platte aufzunehmen (bisher gibt es nur EPs und eine Single von ihnen) oder um die lebensgierige Popwelt mit einem Lustfest des Zerrtons auf der Bühne zu beglücken.

Die Sisters Of Mercy beweisen dabei immer wieder, daß sie Geschmack und Stil bei der Auswahl der Songs haben, die sie mit ihrer eigenen Psycho-Interpretation belegen: Sie bringen es tatsächlich fertig, Dolly Partons „Jolene“, Hot Chocolates „Emmaline“, und Abbas „Gimme Gimme Gimme (A Man After Midnight)“ mit zerrenden Soundpassagen so erbarmungslos metallisch hinzurichten, daß man glaubt, Lemmy (der Motörhead-Wirrkopf) hätte sich mit Alan Vega und Errol Brown (Hot Chocolates Sänger) zur modernen Supergruppe zusammengeschlossen.

Wie die legendäre Music Machine in den 60ern (eine formidable Garagenband, deren Mitglieder mit einem schwarzen Lederhandschuh an einer Hand auftraten!) und wie die bereits erwähnten Blue Öyster Cult Anfang der 70er Jahre, so erscheinen die vier Sisters Of Mercy auf der Bühne von Kopf bis Fuß auf Schwarz & Leder eingestellt.

Wenn sie dann, frisch exhumiertund balsamiert, ihre auf den Namen Doktor Avalanche hörende Schlagwerk-Rhythmusmaschine anschließen und das HM-Pop-Medley „Ghost Rider“ (Suicide) und „Sister Ray“ (Velvet Underground) im

elektrifizierten Atmosphären-Sound betreiben, dann sehen die Einstürzenden Neubauten wie verhätschelte Klosterschüler aus.

Die manische Persönlichkeit hinter den Sisters Of Mercy (deren neuer Gitarrist Wayne Hussey früher bei Dead Or Alive spielte) heißt Andrew Eldritch; er komponiert/textet/produziert die verdunkelten, surrealen Epen des Schwarzen Humors und umgibt sich mit allerlei Mythos und Sinnlichkeit (ist es vielleicht doch Errol Brown mit Langhaar-Perücke?). Zwei Gitarristen, ein Baß und ein Sänger – und sie kennen keine Gnade. Weitere Klassiker des Kopfschlag-Rocks, von denen die Sisters ihre Versionen abgeben: „Gimme Shelter“ (Stones), „Louie Louie“ (Traditional) und „1969“ (Stooges).