Slade – Hamburg, Audimax
Slade is alive again!! Die alten Haudegen machten als Anheizer für Whitesnake wirklich die Sau los. Die Stimmung vor Beginn des Konzerts schien der ehemaligen Kultband des Glitterrock gegenüber zwar etwas skeptisch zu sein, aber als die vier Engländer auf die Bühne stürmten und loslegten, ging doch ein Großteil des überwiegend HM-geilen Publikums sehr schnell auf die Stühle. Das war auch nicht weiter verwunderlich, ich habe selten einen derart witzigen und mitreißenden Gig erlebt. Die Altrocker tobten über die Bühne wie die Wilden, andauernd waren irgendwelche Roadies damit beschäftigt Mikrofonständer und Boxen wieder von den Giiarrenkäbeln zu befreien, und ein Becken des sehr vitalen Drummers Don Powell drohte ständig umzukippen. Noddy Holder, eine lebende Alkoholleiche mit zitternden Händen, schrie sich die Seele aus dem Leib und erinnerte mich von der Erscheinung her an den bekanntlich ja ebenfalls nicht ganz trockenen Joe Cocker. Bassist Jimmy Lea, groß, tapsig und immens schwitzend, legte nebenbei noch ein wildes, aber erstklassiges Geigensolo hin. Optischer Mittelpunkt war der sehr routiniert spielende Leadgitarrist Dave Hill, der das Erbe der Glitzerkultur hochhält und sich mit viel Silberfolie und hohen, eng anliegenden Stiefeln immer noch genauso wie vor acht Jahren kleidet.
Viele Songs stammen vom neuen Album, vieles war einfach nur guter, fetzender Rock’n’Roll, manchmal mit einem Schuß Heavy Metal – aber Goodtimes Music. Zum Schluß hatte der witzige Charme der Band wohl jeden gepackt, die Halle tobte, verlangte begeistert Zugaben – doch dann traf Slade das typische Schicksal einer Vorgruppe, nach der zweiten Zugabe bereiteten grelles Licht und das Einsetzen der Pausenmusik dem Spektakel ein plötzliches Ende. Aber die Titel der beiden letzten Songs sagen eigentlich alles: „We’re All Crazy Now“ und „Born To Be Wild“!