Songs aus der Zeitmaschine Wolfgang Niedecken über „Good As I Been To You“, das neue Album von Bob Dylan
Wen hat man nicht schon alles als den .neuen Dylan“ angepriesen, von Bruce Springsteen bis Steve Forbert, bloß weil er irgendwann mal mit Westergitarre, Mundharmonika und überm Durchschnittsniveau liegenden Texten dahergekommen ist. Hier aber ist das Original. Exakt so, wie vor 30 Jahren mit der ersten LP.
Zwei Sludiomikrofone, und ab geht’s. Unplugged! Karger geht’s nicht. Was man merkt, ist, daß der alte Gichtfinger doch tatsächlich auf der Gitarre dazugelernt hat und daß seine Stimme noch ramponierter klingt als befürchtet. Die Mischung aus Traditionais und eigenen Songs ist natürlich — wie schon die Instrumentierung — aus Jubiläumsgründen zustande gekommen.
Ob es nun ein Selbstzitat wie in .Blackjack Davey“ ist, in dem Dylan von hochhackigen Schuhen aus spanischem Leder singt, ein Bluesrock wie .Step It Up And Go“, bei dem man nicht — wie so oft beim Hören von Springsteens NEBRASKA-Album — auf den erlösenden Einsatz der Band wartet, oder die wunderbar larmoyante, versoffene Schnulze .Hard Times“: alles scheint irgendwie aus der Zeitmaschine zu kommen. Man sitzt in einer verqualmten Kneipe am Washington Square und hört einem Folkie älteren Semesters zu, bei dem man sich sicher sein kann, daß er sein Maul nur dann aufmacht, wenn er was zu sagen hat.
Werde mir GOOD AS I BEEN TO YOU jedenfalls nicht erst mühsam schönhören müssen, wie so manches Album von Bob Dylan in den letzten Jahren. Das Ding überzeugt beim ersten Hören … wenn man ihn mag.