Spielkälber am Start
Würde Heinrich Hoffmanns Zappelphilipp Musik machen, er würde sich in etwa so anhören wie „The Spinto Band“. Deren neues Album „Moonwink“ ist noch hibbeliger und hysterischerausgefallen als der Vorgänger „Nice And Nicely Done“ von 2006. Die Verspieltheit, die Überdrehtheit, das Zick-Zackige der Songs- bedeutet das den Tod für eingängige Melodien a la „Directto Heimet“? Bassist und Sänger Thomas Hughes differenziert: „Wir lieben eingängige Melodien nach wie uor. Was wir nicht mehr so mögen, sind traditionelle Songstrukturen. Uns gefällt es besser, wenn es einen Spannungsbogen gibt, etwas Aufregendes, wie im Kino. Da ist es auch prickelnder, wenn man nicht genau weiß, wie es weitergeht.“
Beleg für den Spieltrieb der Band ist das „Gemüse-Experiment“, für das die Musiker ihre Instrumente gegen Küchenutensilien tauschten. „Wir saßen bei einem Freund in derK Küche herum,als die ldee für eine, Veggie Version’entstand.Wir füllten Gläser und Töpfe mit Wasser, um unterschiedliche Tonlagen hinzubekommen, und nahmen Gemüse, Bananen und eine Melone als Schlaginstrumente. Das hat alles nicht länger als eine Stunde gedauert, dann war der Song im Kasten.“ Das Ergebnis ist eine brüllend komische und musikalisch höchst beeindruckende Version von „Later On“, zu sehen bei You Tube.
Auf dem Album hört man aber wieder die „normalen“ Instrumente. Auch die Themen auf „Moonwink“ sind geradezu klassisch: Es geht um Liebe, Leiden und die unbescheidene Frage nach dem Sinn des Ganzen. Thomas, der die Hälfte derTexte geschrieben hat -die andere Hälfte stammt von Sänger Nick Krill—, mag auch hier die Kino-Perspektive: „Ich liebe es, in Rollen zu schlüpfen, je engstirniger und schwarz-weißer, umso besser. Das macht die Geschichten interessanter“, sagt er. Und wo wir gerade bei Schauspielern sind. Mit der Hommage „Summer Grof“ an lndie-Filmstar Janeane Garofalo, die Vorbild für so selbstbewusste Kino-Heldinnen wie „Juno“ war, gibt die Band ein sympathisches Statement ab. „Sie ist clever, lustig, intelligent und mutig. Damit repräsentiert sie eine Art von Weiblichkeit, die nichts mit dem üblichen Frauenbild hier in den USA zu tun hat. Und sie steht politisch links- wo wir uns auch sehen.“