Squarepusher: Just A Souvenir


Der britische 90s-Electronica-Held Tom Jenkinson alias Squarepusher bewegt sich auf seinem neuen Album JUST A SOUVENIR sachte in Richtung Jazz. ME-Leser Josa Mania-Schlegel kann das gar nicht überzeugen.

Ja ja, in den 90ern war das mal cool. Aber leider versucht Squarepusher auf seiner neuesten Platte JUST A SOUVENIR nicht mehr, als mit ein paar verkrampften Bassläufen seine Existenz zu retten. Anstatt die Gunst des Moments nutzend Innovatives zu schaffen. Und das merkt man schon am ersten Song „Star Time 2“, noch einer der wenigen hörenswerten Tracks des Albums. In dem Opener rotzt Jenkinson eine recht experimentelle Basslinie hin, das Drumset klingt wie der Rest des Albums sehr unbemüht und die Glitzer-Schiller-Jamiroquai-Gedächtnis-Orgel kann dann leider auch nichts mehr retten. Der folgende Track ist jedoch ganz nett arrangiert, Improvisation und Minimal spielt hier eine große Rolle und alles in allem kann man „The Coathanger“ zum mit Abstand besten Track des Albums erklären. Doch dann will man eigentlich nicht weiterhören. Mit „Open Society“ hätten wir an dritter Stelle den obligatorischen Klimper- Klimper-Track von gut einer Minute. Doch wenn dann die Single- auskopplung (!) „A Real Woman“ mit peinlichem Rhythmus und unverständlich spleenigen Übergängen erklingt, fragt man sich, wovon sich der Mann in den letzten Jahren hat inspirieren lassen. Doch das Desaster nimmt kein Ende – „Delta V“ hört sich wie einer dieser Songs an, der dann „doch nicht aufs Album soll“ und „Aquaeduct“ hätte zwar gut als musikalische Begleitung zur futuristischen Lichtinstallation einer finnischen Künstlerin gepasst, hat aber hier nichts zu suchen. Mit „Potential Govaner“ befleißigt sich Jenkinson, das Prädikat „experimentell“ zu ergattern, was ihm aber leider nicht gelingt, und die folgenden Titel pendeln leider ebenfalls nur noch zwischen hilflos und bemüht. Nennens- wert auch der Song „Duetone Moonbeam“ – da möchte man fast glauben, Jenkinson erhofft sich in seinen Reviews das mittlerweile inflationäre Wort „Crossover“ zu entdecken, denn hier hat er sich mal eben so gefühlte drei „typische“ Swing- Instrumente geschnappt und versucht sich aussichtslos verkrampft an experimentellem Fantasie-Jazz.Unter einem Youtube-Video des einstigen Electronica-Helden steht geschrieben „I don’t trust people who don’t understand Squarepusher“. Und man möchte mich Heuchler aufhängen, weil ich keinen Geschmack habe – aber anstelle altersmilde Musiker ihre entwürdigenden letzten Platten veröffentlichen zu lassen, sollten Indie-Labels von heute besser mehr Wert auf die Förderung junger Musikertalente aus den verschiedensten Stilrichtungen legen. Denn Zufriedenheit bedeutet Stillstand. Und Stillstand bedeutet bekanntlich Rückschritt.

Josa Mania-Schlegel – 26.11.2008