Ständige Umbesetzungen der zentralen Positionen nehmen Archive gelassen – es wird sich alles finden, immer wieder
Für andere Bands ein (kreatives) Todesurteil: beim fünften Album bereits mit dem vierten neuen Sänger zu arbeiten. Bei Archive hingegen scheint sich alles zu finden. Dabei war es „nie so, daß wir mit jemandem nicht mehr zusammenarbeiten wollten“, sagt Danny Griffiths, eines der beiden Gründungsmitglieder des Trios. „Aber ich glaube, daß der ständige Wechsel irgendwie auch bei dem von uns immer gewollten Weg ständiger musikalischer Veränderung geholfen hat.“
Und warum sich Sorgen machen, wenn neue Mitspieler nicht mal gesucht werden müssen? Auch der vorerst letzte Einwechselsänger, Pollard Berrier vom österreichischen Vocal-Groove-Projekt Bauchklang, bot sich selber an: „Ich besuchte eine ihrer Shows in Wien und brachte ihnen ein Demo mit. So kamen wir in Kontakt, und es wurde schnell klar, daß die Chemie stimmte und wir gemeinsam was zu sagen hatten.“ Und so entstand Lights „in nur drei Wochen“, wie Griffiths berichtet, „Früher haben wir teilweise drei Monate für einen Song gebraucht. „Wenn Archive sich verloren, dann höchstens in komplexen Songsstrukturen und aufwendig geschichteten Soundwällen, in Stücken, die nicht selten die 15-Minuten-Grenze überschritten und Vergleiche von Massive Attack über Radiohead bis hin zu Pink Floyd einbrachten. Und auch wenn der Titelsong ein auf einer schier endlosen Klavier-Schleife basierendes 18-Minuten-Intermezzo ist, ist Lights laut Griffiths doch „songorientierter als alles, was wir bisher gemacht haben. Es sind schon mehr Popsongs, fast wie bei irgendeiner Popband.“
Nicht daß die Band danach gesucht hätte; es sei „einfach so passiert“. Und wenn man Archive beim Konzert in München in ihrer sieben Mann starken Live-Besetzung sieht, wie sie Gesang und Instrumente teilen und ein emotionales Klanggewitter aufbauen, hinter dem die Band fast verschwindet, versteht man die Gelassenheit. Mitspieler werden sich immer finden. Alles andere sowieso.
www.archive-lights.com