Stevie Wonder
n diesem Jahr feiert er ein einzigartiges Jubiläum. Wer sonst kann auf 25 Jahre Zugehörigkeit bei ein und derselben Plattenfirma verweisen? Ein Vierteljahrhundert beim schon historischen schwarzen Label Motown. 25 Jahre schwarze Musikgeschichte, die der heute erst 36jährige Wonder zu einem großen Teil selbst geschrieben hat. So was muß gefeiert werden!
Und wo kann das Herr Wunder besser, als auf der Bühne, wo er mit der Spielfreude eines Diego Maradonas immer wieder neu improvisierte Slalomläufe in seine Evergreen-Melodien schlägt. Ob er sich als kämpferisch-politischer Aktivist, als gläubiger Christ, als elegischer Klaviervirtuose oder ganz einfach nur verliebt gibt —- es existiert zur Zeit kein Musiker auf diesem Planeten, der Harmonie und Klang allumfassender versteht und gleichzeitig so publikumsnah präsentieren kann.
Drei ganze Stunden —- die Pause nicht mehr miteingerechnet -— verwöhnt Stevie den Zuschauer mit Klassikern im neuen Gewand („Signed. Sealed, Delivered, I’m Yours,“I Was Made To Love Her“), protzt mit seinem Repertoire unvergleichlicher Melodien („Ribbon In The Sky“, „Golden Lady“) und läßt oft genug die sprichwörtliche Sau raus. Wenn diese neunköpfige Band, angetrieben durch einen Nathan Watts (bass) und Dennis Davis (drums), das legendäre Hohner Clavinet-Riff zu „Superstition“ aufnimmt und zu einem wahren Rhythmus-Torpedo potentiert, dann bleibt kein Auge trocken.
Welche Klasse Wonder als Performer hat, sieht man auch daran, was der Schlawiner aus einer Nummer wie „I Just Called To Say I Love You“ macht. Dämliche Schnulze, sagen viele, doch kaum auf die Bühne gebracht, verzaubert Stevie seinen musikalischen Tiefpunkt in Vinyl zur leuchtenden Hymne.
Schön, daß er neben seinen Schlagern auch politisches Engagement nicht vermissen läßt: „Apartheid (It’s Wrong)“ oder „Living For The City“ ertönt mit einer solchen inneren Wut, die man dem friedfertigen Menschen gar nicht zugetraut hätte.
Alles in allem also ein Erlebnis. Auch wenn man schon des öfteren das Vergnügen eines Wonder-Konzertbesuchs hatte —- sollte Stevie das nächste Mal in Deiner Stadt sein, versäum‘ es nicht!