Suede: Glam-Invasion aus der Zukunft
„Glamour, Drama und Sex — total mitreißend!“, froh lockte der englische „Melody Maker“, „Next Big Thing“ stimmten die anderen britischen Musikmagazine zu. Das schreiben sie oft, in der Regel ohne jedwede Konsequenz außerhalb der Insel. Doch Suede, das Londoner Quartett um den charismatischen Frontmann Brett Anderson, scheint die seltene Ausnahme zu sein: Die jungen Briten eroberten die USA im Sturm und wollen nun auch den europäischen Kontinent beglücken. Die Gipfelstürmer — das aktuelle Album „Suede“ schoß in England von 0 auf Platz 1 der Charts — haben durch den Medien-Hype weltweites Interesse an provokantem, glamourösem englischen Gitarrenpop geweckt. „Wir haben es geschafft, in das Leben der Leute einzudringen, so daß sie es durch uns ein bißchen anders gestalten,“ protzt Brett mit entwaffnender Arroganz. Doch die blassen, verträumten 70er-Jahre-Stilisten in ihren Polyesterhemden und Quetsch-Jeans wirken eher wie verstaubte Vorstadttypen und nicht wie die Zukunft des Brit-Pop. Suede schreiben Hymnen voller Tempowechsel, die mit sägenden Fuzz-Gitarren angereichert werden. Das bedeutet jedoch nicht, daß die netten Jungs den Rocksong neu erfunden haben: Einflüsse der Smiths, David Bowies und der Glam-Rock-Ära sind uniiberhörbar. Anderson versteht es, seinen Texten jene Zweideutigkeit zu verleihen, die man zur Kultivierung einer geheimnisvollen Aura braucht. Exzentrik, sexuelle Uneindeutigkeit und perverse Charaktere sind die Textzutaten für Suedes postmodernen Pop: „Im Endeffekt, „resümmiert Brett Anderson, „ist das Gefiihl das wichtigste Element in der Musik. Die in eine Plastikscheihe gepreßte Energie kann genauso explodieren wie die chemische Energie in einem Glaskolben. „