Supertramp, Nürburgring
„WENN SIE JETZT NOCH ‚It’s Raining Again‘ spielen, schmeiß ich irgendwas auf die Bühne“, brummt wütend ein völlig durchnäßter Mittdreißiger seiner Freundin zu. Was war passiert? Unmittelbar vor Supertramps Auftritt war ein apokalyptisches Unwetter über dem Nürburgring niedergegangen. So spielen Supertramp also vor einem völlig durchweichten Publikum, das trotz durchdringender Nässe und kaltem Wind ausgeharrt hat und nun zwischen überschwemmten Imbißbuden und riesigen Pfützen der musikalischen Aufmunterung bedarf. Doch die Herren Musiker haben andere Probleme. Nervös fummeln sie an ihren Instrumenten herum.- Stimmt das Licht, stimmt der Sound? Dann endlich DER Mundharmonika-Akkord: Mit „School“ starten Supertramp ihren Set. Und die Menge ist begeistert. Doch statt den frenetischen Begrüßungsbeifall zum Blitzstart zu nutzen, verlieren sich Supertramp anschließend in den noch wenig bekannten Songs ihres Comebackalbums „SomeThings Never Change“. Der mäßige Applaus ist dann auch eher höflich gemeint. Die Band ist erkennbar noch nicht eingespielt, der Auftritt scheint zu früh (die Supertramp-Welttournee beginnt erst im Spätsommer). Rick Davies‘ Stimme klingt zunächst etwas eingerostet, eine ganze Oktave zu tief, und den brüchigen Tenor von Roger Hodgson vermißt man schmerzlich. Zudem zeigt sich Saxophonist John Helliwell nicht eben als begnadeter Entertainer. Müde Sprüche wie „Thanks for coming and staying“ erwärmen niemanden. Irgendwie stehen die acht Herren in ihren gedecktfarbigen, schicken Sakkos wie Designermöbel auf der Bühne herum. Und selbst das geschickte Einstreuen alter Hits wie „The Logical Song“ kann das Konzert nicht mehr retten. Ach ja, irgendwann spielen Supertramp noch „It’s Raining Again“. Aber da hat sich der Mittdreißiger mitsamt Freundin längst ins durchweichte Zelt verkrochen. Und regnen tut’s auch nicht mehr. Sorry Supertramp – wrong time, wrong place.