Suzanne Vega: Ihre Songs sind immer von besonderer Intensitität. Wohl auch deshalb, weil sie mit offenen Augen durchs Leben geht.
Suzanne Vega liebt die Farbe Rot: „Sie strahlt für mich Wärme und Leidenschaft aus!“ Grau dagegen symbolisiert für die 42-jährige den kühlen Verstand. Weil ihr neues Album zwischen diesen beiden Extremen schwankt, nannte sie es „Songs In Red And Grey“. „Als ich mich von meinem Mann trennte“, erinnert sich die Sängerin, „fühlte ich mich wie eine Witwe. Ich trauerte um meine Ehe.“ Doch auch wenn sie durch ihre Scheidung zu den neuen Texten inspiriert wurde, möchte Suzanne Vega das Album nicht als akustisches Tagebuch verstanden wissen: „Meine Lieder sind durchdachter als meine persönlichen Aufzeichnungen.“
Die New Yorkerin erzählt Geschichten, die zu Herzen gehen. „Songs In Grey And Red“ lebt von ihren Erinnerungen: „Für mich ist meine Vergangenheit ein wichtiger Teil meines Lebens. Darum blicke ich oft zurück.“ Im Titelstück etwa beschreibt sie die Begegnung mit der Tochter ihres früheren Geliebten: „Als ich sie ansah, erkannte ich in ihr ihre Mutter, die früher meine Rivalin war.“
Ein schmerzlicher Moment, der für sich spricht. Darum verzichtete Suzanne Vega bei diesem Stück auf opulente Musik, besann sich stattdessen auf ihre alten Qualitäten: ihre starke Stimme und ihre akustische Gitarre. Diese Schlichtheit ist bei „Songs In Red And Grey“ Programm. Das neue Werk verfügt über eine längst nicht so aufwändige Produktion wie seine Vorgänger „99.9 F°“ und „Nine Objects Of Desire“. „Bei diesen beiden Alben“, gesteht die Amerikanerin, „war ich viel zu abhängig von der Studiotechnik und meinem Produzenten.“
Diesen Fehler hat sie inzwischen korrigiert. Nur einzelne Stücke wie „Solitaire“ erinnern noch an ihre experimentelle Phase. Ansonsten bestimmt jetzt wieder die Akustikgitarre den Sound. Die meisten Songs sind ebenso einfach gehalten wie Suzannes größter Hit, „Luka“. Dieses Lied veränderte alles – ihre Karriere, ihr ganzes Leben: „Weil ich Kindesmissbrauch thematisierte, wurde ich zur Sprecherin von sexuell missbrauchten Frauen und Jugendlichen.“
„Luka“, „Tom’s Diner“ – all diese Songs wurden letztlich von Suzanne Vegas Alltag inspiriert, u.a. von ihren Nachbarn. „Wenn ich nicht in New York gelebt hätte“, glaubt die Musikerin daher, „wären die Stücke niemals entstanden.“ (
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