Tears For Fears
Schreib aber auch, daß wir extra aus Konstanz hergekommen sind!“ Was die Zigarretten-Werbung nur suggeriert, hier trifft es zu: Die Fans gehen meilenweit, um ihre Helden zu sehen. Über 5000 Zuschauer hatten sich in der Böblinger Sporthalle eingefunden. Wegen der Nachfrage war das Konzert in diese größere Halle des Stuttgarter Vorortes verlegt worden. Und die genießt den zweifelhaften Ruf, daß ihre Akustik vorwiegend auf grölende Sportfans zugeschnitten ist…
Das verstärkte die Neugier: Wie würde das zweiköpfige Kerngespann (plus Tourneeverstärkung) die ätherisch schwebenden Synthi-Klänge live umsetzen?
Kurz nach 21 Uhr und der Vorgruppe Vitamin Z ist es soweit: Nebelschwaden, ein „Aaaah“ und „Ohhh“ aus dem Publikum, Percussion: „Mothers Talk“. Schon die ersten Klänge beweisen, daß die Gruppe die berüchtigte Hallenakustik erstaunlich gut im Griff hat. Roland Orzabal (Gitarre, Stimme) und Curt Smith (Baß, Stimme) haben außer ihren Studiokollegen lan Stanley (Keyboards) und Manny Elias (Drums) drei weitere Mitstreiter im Schlepptau: Nicky Holland (Keyboards), Andy Danders (Gitarren) und William Gregory (Sax).
Drummer Elias scheint etwas überfordert; sein Beat liegt manchmal um Haaresbreite daneben. Na ja, „Live is Life“, wie unsere österreichischen Freunde so schön singen.
Nach dem Opener wird der siamesische Song-Zwilling „Broken/ Head Over Heels“ präsentiert: „You give me pale shelter“. Den Zuschauern kann man soviel lyrische Sensibilität jedenfalls nicht bescheinigen; sie begrüßen schon die Ansage dieses melancholischen Songs mit frenetischem Beifall.
Insgesamt ein ausgewogenes Programm aus alten und neuen Stücken. Und auch das Publikum bekommt seine Streicheleinheit: „Ihr seid fantastisch hier in Stuttgart“ (Immerhin wußten die Jungs, wo sie waren – anders als Chris Rea zwei Wochen vorher) Da Curt aufgrund einer Erkältung Probleme mit der Stimme hat, gibt Roland gesanglich den Ton an. Zurecht, wie sich herausstellt, als Curt zwischendurch das Mikro übernimmt. Nach einer guten Stunde der krönende Abschluß: Die „Words of Wisdom“, wie sie ironisch angekündigt werden: „SHOUT!“ Anfangs bis zur Unkenntlichkeit verschleppt und verscheppert, mausert sich der Nummer Eins-Hit dann doch noch zu einem Highlight. Die Kids toben und wollen die Band auch nach zwei Zugaben nicht gehen lassen.