Television
Marquee Moon (1977)
56 In einer Zeit, in der der New Yorker New Wave von Patti Smith, Richard Hell. Ramones und Blondie dominiert wurde, klang „Maruuee Moon“ poetisch und verspielt. Während Gitarrensoli trendmäßig verpönt waren, hatten Television gleich zwei außergewöhnliche Gitarristen in ihren Reihen, die auf langangelegten Stücken die Gelegenheit nutzten, ihren Saiten unerhörte Sounds zu entlocken. Das komplexe Zusammenspiel von Tom Verlaine und Richard Lloyd, kongenial unterstützt vom jazzerfahrenen Bassisten Fred Smith, brachte der Band das (damals wenig förderliche) Kompliment „Gniieful Dead der späten Siebziger“ ein. Die Verkaufszahlen zeigten folglich auf Flop. Doch was sich früher zwischen allen Stühlen befand, hat mit den Jahren seinen verdienten Platz in der Hall Of Farne der Rock-LPs erhalten. Als Bandchef. Sänger und alleiniger Songwriter hatte Verlaine sein musikalisches Wissen von Jazz bis Garagen-Punk zu einer homogenen, nicht zu kopierenden Mischung zusammengeführt. Der gläserne Sound und die majestätische Erhabenheit seines Spiels erinnerten an den feinen Strich klassischer Kunstwerke, während Lloyd das Zusammenspiel mit erdigen Griffen bereicherte. Aber die LP ist nicht nur ein Fest für Gitarren-Freaks. Rock-Kracher wie „Prove lt“ spielt die Band mit swingender Eleganz, eingängige Pop-Songs wie „Venus“ gewinnen durch intelligente Rhythmusverschiebungen. Diesem Juwel folgte ein deutlich schwächerer Zweitling. bevor Verlaine die Band auflöste und sich mehr oder weniger erfolglos als Solist versuchte. Ein neues Kapitel wurde erst mit der Reunion-LP ’92 aufgeschlagen.