Television – Marquee Moon
Aufgenommen: Winter 1976, A & R Studios, New York Produzenten: Andy Johns und Tom Verlaine Bester Song: "Marquee Moon" Höchste Chartsposition USA: keine
Die Umstände könnten seltsamer kaum sein. Ein Labelboss, der lakonisch konstatiert, „das ist keine irdische Musik“. Ein Plattenvertrag? No way. Ein Produzent, der seinen Schützlingen attestiert, sie könnten“.nicht spielen, nicht singen , und überhaupt sei ihre Musik doch ..sehr bizarr“. Ein Publikum, das – zumindest in den USA – das Album meidet, als sei es atomar verseucht. Bleiben wieder bloß die Schreiberlinge:“.Die Songs gehören zu den größten aller Zeiten“, befindet Rockjournalisten-Legende Nick Kent, Kollege Robert Christgau verleiht in der „Village Voice“ die hyper-seltene Note A+, der Rolling Stone greift ebenfalls zur Höchstwertung und behauptet: „Im Rock gibt es nichts Vergleichbares. Was geht da vor? In irgendwelchen düsteren Kaschemmen in New York wie dem Max’s Kansas City oder dem CBGB haben die Gitarristen Tom Verlaine und Richard Lloyd, Bassist Richard Hell sowie Drummer Billy Ficca von 1974 an erste musikalische Gehversuche unternommen, später – mittlerweile mil Fred Smith an Stelle von Hell – irgendwie dann doch einen Ptattenkontrakt an Land gezogen. Und jetzt stehen sie also in diesem Studio und nehmen ihre komischen Songs auf, die so spillerig sind, so abgerissen, so verdammt cool wie die Jungs selbst. Und plötzlich ist er wieder da, dieser“.dünne, wilde Mercury-Sound“, den Bob Dylan einst für sich reklamierte, doch er klingt hier völlig anders: urbaner. klarer, abstrakter, mit einem stoisch dräuenden Beat, mit Verlaines und Lloyds Gitarrenlinien, die gleißenden Neonfäden gleich die Nacht erhellen. Aber, ach: Kaum einer will in jenen Tagen Songs hören, die sich Zeit nehmen und Zeit brauchen, schon gar nicht ein 9:38 Minuten langes Titelstück – auch dann nicht, wenn sie alle in einem Moment reiner Inspiration, sozusagen in einem einzigen langen Zungenkuss mit der Muse strictly first take eingespielt wurden. Die Attitüde von Tom Verlaine und Co. ist purer Punk, ihre Musik aber Artrock; ohne Pomp indes, dafür voller Poesie, Abenteuerlust und Strahlkraft. Es ist der Sound von New York, den viele Jahre später die Strokes neu erfinden werden. Doch nie ist die Intensität, die eiskalte Schönheit dieses Klangs seither wieder erreicht worden-leider nicht einmal von Television selbst.