The Darkness
Mit fadenscheinigen Ausreden wie „Ich glaub, mein Telefon läutet“ hasten manche Kollegen noch immer aus dem ME-Konferenzraum, dreht sich dort das Debüt-Album von The Darkness im CD-Spieler. Dass wir nun den Mantel des Schweigens lüften, den wir bisher in stillem Konsens über diese bizarre Heavyrock-Kapelle aus dem englischen Lowestoft gebreitet hatten, liegt vor allem an der Tatsache, dass sich The Darkness in ihrer Heimat zu einem Phänomen entwickeln, das nicht länger ignoriert werden kann: Nach einigen explosiven Liveshows, einer NME-Titelstory und der Nominierung für den prestigeträchtigen Mercury-Award drohen The Darkness nun ein überraschendes Spandex- und Falsetto-Metal-Revival anzustoßen. „Uns ist ziemlich egal, ob die Welt für uns bereit ist. Wir sind jedenfalls so weit“, tönt Whitesnake-, Aerosmith– und Queen-Fan Justin Hawkins (28). Bereits vor fünf Jahren, kurz nachdem ihn sein Bruder Dan (26) nach einer Karaoke-Performance von „Bohemian Rhapsody“ als Sänger engagierte, zwängte sich Justin trotz Morddrohungen seiner Bandmitglieder in einen Leoparden-Anzug, um alle Zweifel an der Ausrichtung der Band aus dem Weg zu räumen. „Ironisch? Nein“, sagt ausgerechnet ein Mann, der angeblich fast jeden Song der ersten Platte nackt eingesungen hat. „Wir wollen Stadien rocken, Platin-Verkäufe und dann eine Villa in Südfrankreich. Aus steuerlichen Gründen.“ Derart schamlose David Lee Roth-Aufschneiderei hat The Darkness zuletzt einen Platz im Vorprogramm von Deep Purple beschert. Für Oktober ist schließlich – keine Häme bitte – eine Tour mit Meat Loaf geplant.
The Darkness Permission To Land (eastwest)