The Kilians wissen, wie man Rasen rockt, ohne sich selbst zu ernst zu nehmen


Es ist Haldern Pop, der Donnerstag, und es ist früher Abend. Während auf dem Campingplatz des Festivals reger Zeltaufbau herrscht, sammelt sich im hinteren Teil der Wiese eine kleine Menge vor einem kleinen Bus;die Band, deren Name in geschwungener Schrift auf der Seite prangt, steigt aus und trägt die Instrumente auf das Dach. Hier wird später ein unangekündigter, triumphaler Guerilla-Gig stattfinden, auch ein kleines Heimspiel: Dinsilaken.die Heimat der Kilians, liegt umme Ecke.

Mit einer improvisierten Jamsession geht’s los; in der nächsten guten Stunde sehen wir Rockerposen, grinsen über „Singt mir nach!“-Spielchen, hören eine Band, die unglaublich gut aufeinander eingespielt ist und mit jedem neuen Britpop/Indierock/Wasauchimmer-Song mehr Leute anzieht. Obwohl das Debütalbum noch keiner kennt, reagiert das Publikum frenetisch und lässt die Kilians erst vom Dach, als sie ihr Repertoire restlos leergespielt haben. „Wir versuchen auch mal eine Parodie, auch mal zwei Sekunden cool rumzustehen und trotzdem rüberzubhngen, dass das nicht ernst gemeint ist“, sagt Simon den Hartog nachher.

Es stellt sich heraus: Der Sänger, der auf Kill The Kilians wie eine Mischung aus altem Reibeisenrocker und Julian Casablancas klingt (und Kilians-Entdecker Thees Uhlmann in Sachen Redefluss in nichts nachsteht), ist gerade mal 19. Seine Augen leuchten stolz, wenn er über das Album spricht, wenn er erzählt, dass manche Textpassagen „absolut ironisch“ gemeint sind, sich darüber freut, dass es Menschen gibt, die glauben, The Kilians seien Briten, wenn er zugibt, selbst auch ein „Jealous Lover“ zu sein und sich mit fast kindlicher Vorfreude fragt, ob wohl jemand das A-Tribe-Called-Quest-Zitat bemerken wird. Keine Spur mehr vom großspurigen Frontmann vom Dach, aber warum auch? „Wir haben ja alle nix davon, wenn wir sagen: Ich hab’ne Band, ich bin cooler als wie du.“

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