The Singles
Das Original „We Call Love“ (Crosstown Rebels/Alive) von Art Department feat. Soul Clap & Osunlade auf dem Album The Drawing Board ist ein Deep-House-Track mit heftigen Soulinfusionen. Der „Daphni Remix“ von Dan Snaith (ja, der Caribou-Mann) zerlegt diesen Track und baut ihn als psychotisch, stolpernden Elektrowahnsinn – featuring Free-Jazz-Saxofon – auf, bevor der deephousige Soul die Oberhand gewinnt. Die in letzter Zeit sehr aktive Legende DJ Harvey legt in seinem Remix ein paar zusätzliche Schichten funkelnde und strahlende Synthesizer drüber – fürs Disco-Vergnügen.
DFA-„Urgestein“ Gavin Russom bringt ein bisschen Bewegung in sein Projekt The Crystal Ark. Die 12-Inch „Touch“ (DFA) hat Russom mit der Live-Besetzung aufgenommen, mit der er beabsichtigt, demnächst durch die Clubs der Welt zu ziehen – mit dabei sind die ehemaligen LCD-Soundsystem-Mitglieder Tyler Pope und Matt Thornley. Offensiver funky Disco-Shit, der sich schon sehr unterscheidet von Gavin Russoms diversen eigenen musikalischen Vergangenheiten, inklusive der bisherigen als The Crystal Ark.
Die 20-jährige englische Sängerin Sarah McIntosh nennt ihr musikalisches Projekt The Good Natured. Und die „Skeleton EP“ (Regal/Parlophone/EMI) ist nach diversen selbst vertriebenen EPs und Singles McIntoshs erste musikalische Äußerung bei einer Plattenfirma. Irgendwie „gefälliger“ Elektro-Pop mit einem leicht düsteren Einschlag – wenn man das Wort „gothic“ vermeiden will. Klingt wie eine Mischung aus Lene Lovich (falls sich noch jemand an sie erinnert) und La Roux (minus des eventuell in ihrer Musik noch enthaltenen Indie-Faktors).
Unterschätzen Sie bitte diese New Yorker Funkster nicht. „Wait And See“ (DFA) ist der mutmaßlich größte Hit aus dem gleichnamigen Debütalbum von Holy Ghost!, unverschämt eingängig, funky-discoid und leicht und locker wie eine Feder im Frühlingswind. Dem kann Moby in seinem Remix keinen allzu großen Schaden zufügen. Richard X stellt ein paar wobbelige Synthesizer dazu. Und der Remix des, ähem, Pfälzer DJs und Produzenten Kris Menace verwandelt den Song in einen funkensprühenden Disco-House-Track.
Dass die Halbwertszeit der Musik von Justice nicht allzu lange sein würde, war schon vor der Veröffentlichung ihres Debütalbums 2007 klar. Musik, die auf den Moment zubereitet wird, kann ein paar Momente später schon sehr komisch riechen. Zur physischen Veröffentlichung der Single „Civilization“ (Ed Banger/Warner) konstatieren wir eine leichte Veränderung. Der Metal-Elektro-Rock der Franzosen kommt ein bisschen abgemilderter daher, der Gesang von Ali Love gibt ihm eine leicht psychedelische Note. Mr. Oizo zerhackt das gute Stück in seinem Remix und die Neo-Prog-Rocker The Fucking Champs nehmen in ihrem Remix, der mehr eine Coverversion ist, das Elektro aus dem Rock, heavy, zäh und gitarrenrifflastig.
Brooklyn wieder. Bei Light Asylum handelt es sich um das Duo Shannon Funchess und Bruno Coviello. Die „In Tension EP“ (Mexican Summer/Cooperative Music/Universal) ist die erste „richtige“ Veröffentlichung der Elektro-Popper. Wir hören einen sequencerlastigen Com-Truise-igen Synthpop mit patschenden Computerdrums, manchmal feedbackende und psychedelisierende No-Wave-ismen und die Stimme von Shannon Funchess, die irgendwo drei Oktaven zu tief liegt.
Diese hübsche Schallplatte auf gelbem Vinyl bestätigt ein altes Urteil: Der Pyrolator (DAF, Fehlfarben, Der Plan, A Certain Frank) ist einer der wichtigsten unbekannten elektronischen Musiker, die dieses Land zu bieten hat. „Neuland /1“ (Bureau B/Indigo) enthält zwei Tracks mit vordergründig tanzbarer elektronischer Clubmusik. Aber im Hintergrund zieht der Pyrolator die Fäden, und versieht diese Musik mit ein paar Ungeradheiten, düsteren Merkwürdig- und Kostbarkeiten. Die 12-Inch „Neuland /2“ folgt zugleich, und im Herbst dann das fünfte Pyrolator-Soloalbum Neuland.
Wer immer noch nicht die Verbindungen zwischen The-XX-James-Blake-Mount-Kimbie entdeckt hat, wird nach dem Anhören der ersten richtigen Solosingle von Jamie XX erleuchtet sein müssen. „Far Nearer“ (Numbers – UK-Import) dürfen wir auch wieder nicht Post-Dubstep nennen, freuen uns aber trotzdem über das dezent-dubsteppige Feel, die – verdammt nochmal – Steeldrums und die Kinderstimmen. „Beat For“ auf der B-Seite schlägt in dieselbe Kerbe, lässt aber die Vorsilbe „Post-“ weg. Als 12-Inch ist dieses Teil natürlich strikt limitiert.