The Ting Tings, London, Koko
Das Duo aus Manchester setzt zur Welteroberung an mit drei Songs im Gepäck.
Wie ein Taschenhurrikan sind sie durchs Unterholz der britischen Indie-Szene gewirbelt, The Ting Tings – und jetzt ist ihnen der in letzter Zeit wieder selten gewordene Spagat zwischen Indie und Charts gelungen. Ein fulminanter und fernsehfreundlicher Glastonbury-Auftritt hat ihre Indie-Glaubwürdigkeit weiter gestärkt. Zumal mittlerweile jedes Kind weiß, dass sie nicht mehr die Jüngsten sind und allerhand Business-Ungemach zum Trotz allein kraft eines einzigartigen Durchhaltevermögens zum Erfolg gefunden haben. Der Gassenhauer „That’s Not My Name“ verdrängte Madonna von der Chartspitze in England, das Debüt hält sich wacker in den Top 10. So was hat uns gefehlt -Bubblegum-Pop mit Underground-Pep, dazu Attitüde und Ohrwürmer. Genau das, wofür einst Blondie und die B-52S gestanden haben. Jules De Martino hat vom Popstar die Sonnenbrille und vom englischen Alltag das Rugby-Shirt ausgeborgt, als er sich hinter seinen Drums einrichtet und gleich auch noch zur Gitarre greift. Katie White drückt am Korg herum, lässt eine Basstrommel erklappern und greift hin und wieder in die Saiten. Die „Band“ setzt den Ton mit einem eifrigen „We Walk“ und geht dann gleich zum ersten Hit über: „Great DJ“. Die Beschränkung aufs melodisch Wesentliche ergibt eine Abfolge von mantrahaft repetierten Sprüchen und „aah-aah-aahs“, die in Kombination mit drückenden Drums im besten Fall – im grandiosen „That’s Not My Name“ – den Hörer in Hypnose versetzt. Allerdings geschieht das eher selten. Und wenn White singen soll statt Slogans skandieren, wirkt ihre Stimme ziemlich dürr. Kurios auch, dass die beiden Ting Tings gerade in diesem relativ intimen Raum irgendwie verklemmt auftreten. Dabei macht sie gerade diese Ungekünsteltheit so symphatisch -Retortenstars benehmen sich anders. Dennoch bleibt zum Schluss ein zwiespältiger Eindruck. Denn der ganze Auftritt dauert kaum 40 Minuten – inbegriffen der erste Abgang und das Warten auf die Zugabe. Und in der Erinnerung bleiben gerade mal drei Songs wirklich hängen: „Great DJ“, das B-52S-hafte „Fruit Machine“ sowie natürlich „That’s Not My Name“, wo sich Katie White in eine verkable Rage steigert, der man ganz gern noch eine halbe Stunde länger beigewohnt hätte. Drei Songs – das ist immerhin zu viel, um The Tings Tings für Eintagsfliegen zu halten.
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