The Von Bondies: Love, Hate And Then There’s You


Wenn man den Mantel des One-Hit-Wonders an der Garderobe abgibt: The Von Bondies kehren mit dem Album LOVE, HATE AND THEN THERE'S YOU zurück. ME-Leser Hannes Beck stellt die Detroiter Rockband vor.

„Oh nein, nicht noch eine trendige Indierockband!“, hallt es aus den Gedankengängen unweigerlich wider, wenn man sich The Von Bondies zu Gemüte führt. Zu trendy und durchgestyled vollführen die vier Detroiter visuell und akustisch einen perfekten Tanz auf der Bühne des Garagenrock. Sie treffen den Zeitgeist der jungen Generation Rock und lassen sich in der Nische zwischen Fall Out Boy und Mando Diao in den Herzen der Teenies nieder. Es ist einfach alles ein wenig zu perfekt und da passt auch der Sonnyboy mit langen Haaren als Frontmann wunderbar neben die toughe Bassistin (für die Frauenquote) ins Bild. Ja, all das muss man dieser Band vorwerfen und sich dabei gleichzeitig die Frage nach der Authentizität stellen. Wieder nur eine überproduzierte und gehypte Rockband für Jungs mit Nieten- gürteln und Mädchen mit Schachbrettmuster-Spaghettieträger- tops, die in den letzten drei Jahren wie Pilze aus dem Boden geschossen sind?Die Antwort – und damit den Unterschied – zu den ganzen trendigen Bands dieser Tage, liefert die Historie des Quartetts. Denn, wenn man das Gründungsjahr der passionierten Garagen- rocker betrachtet, möchte man sich zunächst ungläubig die Augen reiben. Gegründet im Jahr 2000? In der Zeit, als alternative Bands wie Silverchair die Rocksphären beseelt haben und Rage Against The Machine sich auflösten. Lange bevor Rockattitüde in jugendlichen Modekreisen seine Früchte trug. In Zeiten, in denen man noch schief angeguckt wurde, wenn man nicht zu Scooter auf der Tanzfläche abhotten wollte. Und spätestens wenn man die bewegte Geschichte der Band ein wenig auseinanderpflückt, bleibt man im Jahr 2004 und dem ersten – bis dato einzigen – Hit „C’mon C’mon“ kleben. Eine knackige Rocknummer, die voller Inbrunst und Hingabe dem Hörer in guten zwei Minuten den Arsch weggeblasen hatte und die Tanzflächen damals nur so füllte. Das verhalf auch dem damaligen Werk PAWN SHOPPE HEART zu kommerziellen Teilerfolgen, doch danach wurde es lange Zeit still um die Herrschaften rund um Frontmann Jason Stollsteimer. Der Begriff „One Hit Wonder“ blieb selbstverständlich nachhaltig kleben.Doch wer ein echter Künstler ist, der schert sich einen Dreck um die öffentliche Meinung und gibt seiner Kunst die Zeit, die sie braucht. So sollte es auch bis in den Februar 2009 dauern, bis LOVE, HATE AND THEN THERE’S YOU als Nachfolger in den Regalen stand. Spätestens da war nach der ersten Verkostung dem geneigten Hörer klar, dass der Mantel des One Hit Wonder abgestreift worden ist. Klarer und aufwändiger produziert als der Vorgänger, zeigt sich der Sound etwas glatter und nicht mehr ganz so kantig. Die einzelnen Nummern übersteigen dabei selten die magische Marke von drei Minuten und die sympathische Garagenrock-Attitüde der Detroiter Schule ist in ihrer Essenz an allen Ecken und Enden der zwölf Tracks spürbar. Mit dem Kopf in den Wolken und den Füßen auf dem Boden surren da die Gitarren, die Drums hetzen und Herr Stollsteimers markante Stimme drückt dem Ganzen noch den Stempel auf. Das ist nicht besonders originell und außergewöhnlich, aber dafür schlicht und einfach unglaublich gut.Über neun Jahre hinweg ist sich eine Band aus Detroit treu geblieben und tendelt dabei – wie ein Seiltänzer – zwischen kommerziellem Erfolg und totaler Versenkung. So ist es fast schon bezeichnend, dass im Video zu „Pale Bride“ einem die Phrase, „I don’t care anymore!“ links und rechts um die Ohren gehauen wird und die Aufmachung in die trendy Rocknische der jungen Generation passt. Aber das ist schon in Ordnung so, denn schließlich waren diese Herrschaften schon lange Zeit, bevor das Schachbrettmuster angesagt war, auf großen und kleinen Bühnen unterwegs. Dass das, was sie jetzt tun, momentan „cool“ ist, ist da purer Zufall. Es ist eben schlicht und einfach beste The Von Bondies-Manier!

Hannes Beck – 24.03.2009