The Zutons – München, Atomic Caf


Schweißtreibender Soul-Funk-Indie-Rock von der britischen Band der Stunde.

Draußen ist es ungemütlich: dicke Regentropfen fallen vom grauen Himmel auf die Münchner Innenstadt, es weht ein kalter Wind. Diejenigen, die ohne Karte in Richtung Atomic Cafe unterwegs sind, haben sich umsonst nassregnen lassen. Ein handgeschriebener Zettel an der verbeulten Tür weist darauf hin: Konzert ausverkauft. Drinnen im Trockenen bemerkt man schnell, dass Pop aus Großbritannien tatsächlich die Musik der Stunde ist. Die Duels begleiten The Zutons auf ihrer kleinen Deutschlandtour, und das Gedränge vor der Bühne zeigt: Nicht wenige sind wegen der Newcomer aus Leeds hier.

Was die bieten, ist vor allem und in erster Linie ziemlich laut. Aber auch ein gutes, dichtes Set von Songs des Debüts THE BRIGHT LIGHTSAND WHAT I SHOULD HAVE LEARNED, denen es gut tut, vor Publikum gespielt zu werden. Was auf Platte befremdlich nach Kitsch und den heutigen U2 klingt, verschwindet hier und macht dem Rock die Tür weit auf, sodass die Menge erstmal begeistert ist, als die Band die kleine Bühne verlässt. In der Umbaupause ist man sich dann einig: gut war’s, vielleicht ein wenig laut; jedoch weiß insgeheim jeder, dass die Lautstärke nur noch peripher interessiert, wenn gleich The Zutons spielen werden. Die Band aus Liverpool ist offensichtlich sehr motiviert, gut aufgelegt, sofort der center of attention und das Publikum nach einer halben Minute um den Finger gewickelt.

Was folgt, ist ein für Band und Crowd gleichermaßen schweißtreibendes Soul-Funk-Rock-Konzert mitvielen Hits der Alben who killed THE ZUTONS und TIRED OF HANGING AROUND. Wenn zum Beispiel Drummer Sean Payne beim Refrain von „It’s The Little Things We Do“ im Mittelpunkt steht, den ganzen Song zusammenhält und alles niedertrommelt, wenn „Why Won’t You Give Me Your Love“ nur noch aus Gesang und Handclaps besteht, bevor die ganze Band wieder gewaltig einsetzt, wenn Sänger David McCabe verzweifelt „Valerie“ hinterhertrauert und man ihm jedes Wort sofort abnimmt, ist sonnenklar, wieso The Zutons als eine sehr gute Live-Band bekannt sind: weil sie eine sehr gute Live-Band sind. Der Sound ist kraftvoll, und man wird wieder einmal darauf aufmerksam gemacht, dass das Saxophon in der Rockmusik viel zu selten benutzt wird. Dabei scheint es genau dafür geschaffen zu sein, wenn die 22-jährige Abi Harding darauf spielt. Dass The Zutons außer wenigen halb witzigen/halb blöden Ansagen („Do you know David Hasselhoff? This next song is from David Hasselhoff“) nicht viel mit dem Publikum kommunizieren, macht nichts, dass sie aber darauf verzichten, die großartige Single „Pressure Point“ zu spielen, erzeugt für einen kurzen Moment Bestürzung. Ist das Coolness oder sogar Post-Coolness? Man weiß es nicht, hätte den Song aber trotzdem gerne gehört.