Til Schweiger über Alkoholproblem: „Ich will ein besserer Mensch werden“
Til Schweiger meint, der „Zustand des Kontrollverlusts“ sei „unerträglich“ gewesen.
Gewaltausbrüche, übermäßiger Alkoholkonsum und ein allgemein unangenehmes Arbeitsklima am Set. Mit diesen Vorwürfen sieht sich Til Schweiger seit April 2023 konfrontiert. Ein halbes Jahr gab es keinen Kommentar von Seiten des Schauspielers. Nun äußert er sich erstmals zu den Anschuldigungen und bekennt sich zu seinem Alkoholproblem.
Im März 2023 feierte der Kinofilm „Manta Manta – Zwoter Teil“ Premiere. Doch die Freude dürfte bei Schweiger nicht lange angehalten haben, denn kurz darauf wurden im „Spiegel“ einige Behauptungen eines toxischen Arbeitsklimas veröffentlicht. Die Mitarbeiter:innen des Sets würden – dem Bericht zufolge – sogar Angst vor dem Filmemacher haben. Die Produktionsfirma „Constantin Film“ beauftragte daraufhin eine unabhängige Anwaltskanzlei, die ein Gutachten einholen sollte. Die Meinungen der insgesamt 50 Angestellten waren jedoch sehr ambivalent. Die Mehrheit der Befragten hätte zwar kein „generelles Klima der Angst“ wahrgenommen, dennoch habe sich der Regisseur und Hauptdarsteller des Films teilweise „grenzwertig, übergriffig und verletzend“ gegenüber Teammitgliedern geäußert, so das Gutachten. Vor allem eine spezielle Situation sorgte für Aufsehen.
Gegenüber dem „Stern“ gibt Til Schweiger zu, dass er am Set der Actionkomödie „mehr getrunken“ habe „als zuvor“. Ein Vorfall blieb auch ihm im Gedächtnis, für den er sich nun schäme. Der Schauspieler sei nach einer durchzechten Nacht völlig verkatert aufgewacht. Trotz Filmriss stand für ihn die Absage des Drehs außer Frage. Sein Herstellungsleiter sah das allerdings anders und wollte ihn vom Arbeiten abhalten. Schweiger habe ihn daraufhin nur „zur Seite geschoben“. Als sich dieser jedoch ein zweites Mal in seinen Weg stellte und ihn davon überzeugen wollte, den Dreh ausfallen zu lassen, verlor Schweiger die Fassung und wurde handgreiflich. „Er wollte mich vor mir selbst schützen und hatte den Mut, sich mir in den Weg zu stellen. Und was tat ich? Ich habe ihm eine Ohrfeige gegeben, obwohl ich diesen Mann so unglaublich schätze und so gern habe“, sagt Schweiger im „Stern“-Interview. „Es war eine Katastrophe, für die ich mich heute noch schäme.“
Auch sein 28-jähriger Sohn und Kameramann Valentin Schweiger wurde zum Augenzeuge des Vorfalls, was der Mime zutiefst bereue. „Mein Sohn ist dazwischen gegangen und hat mich weggezogen. Auf den war ich dann auch noch sauer: ,Ey, kannst du dich mal für deinen Vater gerade machen! Ich will doch nur drehen! Ich kann drehen!’“, erinnert sich der Filmemacher. „Ich habe mich zuallererst bei meinem Sohn entschuldigt […]. Es war furchtbar für ihn. Seinen Vater so zu sehen, das möchte kein Kind auf der Welt.“
Obwohl Freund:innen und Familie Til Schweiger schon des Öfteren auf sein Trinkverhalten aufmerksam gemacht haben, habe er „dieses Thema immer vor mir hergeschoben“. Doch dann sei es „schleichend mehr“ geworden und „dann kam es zu Kontrollverlusten“. Ein Instagram-Video habe ihm dann schließlich die Augen geöffnet. Der Clip – den der Mime kurz nach der Veröffentlichung wieder löschte – zeigte ihn in die Kamera lallend. „Als ich mich da gesehen habe, in diesem Zustand des absoluten Kontrollverlustes: Das war unerträglich“, meint Schweiger rückblickend.
Seit sechs Monaten befinde er sich nun in Behandlung bei dem Münchener Psychologen Florian Holsboer. Sein Vorhaben sei ein gesundes Maß an Alkoholkonsum zu finden. „Konkret heißt das: Nach zwei Gläsern ist Schluss. Falls ich nach dem zweiten Glas Weißwein noch ein drittes will, dann belohne ich mich mit etwas anderem. Mit Gummibärchen oder Vanilleeis. Mir fehlt nichts. Ich komme sehr gut klar ohne den Rausch“, so Schweiger über seine eigenen Richtlinien. Der Schauspieler und Regisseur wolle sich bessern. So schlussfolgert er: „Ich werde bald 60. Ich will jetzt keine Zeit mehr verlieren, ich will ein besserer Mensch werden.“
Am 07. Dezember 2023 kommt der neue Schweiger-Film „Das Beste kommt noch!“ in die Kinos.