Total Norman – Die kleinen Eigenheiten der großen Stars
DIE KLEINEN EIGENHEITEN DER GROSSEN STARS
SINEAD O’CONNOR
Die irische Sängerin mit dem Madonnen-Appeal hat ein gestörtes Verhältnis zur Kirche. Das zeigte sich beispielsweise, als sie 1994 vor laufenden Fernsehkameras in den USA das Bild des Papstes zerriß. Doch das Glaubensproblem schleppt Sinead bereits seit ihrer Kindheit mit sich herum: „Ich war als Kind sehr religiös. Und ich hatte Angst vor dieser starken Religiosität. Ich dachte, daß ich dadurch verrückt werden würde. Ich fürchtete, daß Gott mich mit einer Wahnkrankheit bestrafen würde, die mich dazu bringen würde, Nonne werden zu wollen. Wahrscheinlich bin ich in meinem letzten Leben eine gewesen. Aber glücklicherweise half mir Gott, indem er mich meine Unschuld früh verlieren ließ. Er schickte mir einen netten Italoamerikaner. Das war wunderbar.“ Und was lernen selbst gottlose Gesellen aus Sineads Worten? Wunder gibt es immer wieder!
CRISPIAN MILLS
Der eine schwört aut makrobiotisches Müsli, der andere nimmt nichts als Junk Food vom Bulettenbrater aus der Fußgängerzone zu sich. Auch die Mitglieder von Kula Shaker aus England essen längst nicht alles. Seit Sänger Crispian Mills in Indien war, pflegt er öffentlich seinen Kuhtick: „Vergeßt die Wale, fangt mit den Kühen an. Denn die leben direkt neben euch. Die Leute von Greenpeace sollten endlich unserer Gruppe beitreten und gemeinsam mit uns für die Rettung der Kühe arbeiten. Die Kuh ist unser Lieblingstier. Deshalb hoffe ich, daß sich BSE demnächst auch in Deutschland ausbreitet. Dann kriegt hier jeder bei euch die Chance, die Kühe zu retten. Mein zweitliebstes Tier ist übrigens der Goldfisch. Ich esse nie Goldfisch. Rettet den Goldfisch.“ Auch am Beispiel von Crispian Mills wird deutlich, daß der Rock’n’Roll den Menschen auf Dauer ganz schön verändern kann.
MICHAEL JACKSON
In puncto Ticks ist der King of Pop ein wahres Prachtexemplar. Paul McCartney hat in den 80er Jahren eine der vielen Marotten seines Kollegen hautnah miterlebt: „Michael ist schrecklich schüchtern. Als wir in Kalifornien das Video zu ‚Say Say Say‘ drehten, kam sein Assistent Bill an meinen Wohnwagen und sagte: ‚Michael liebt ja Kinder. Er will Schüler von der hiesigen Schule einladen. Hättest Du auch Lust, ihnen die Hand zu schütteln?‘ Und ich sagte: ‚Das machen wir‘. Die Kinder rückten also an und stellten sich in einer großen Reihe auf. Und Michael und ich kamen aus unseren Wohnwagen und gingen die Reihe durch: ‚Hello, how are you?‘. Nach der Hälfte der Reihe konnte Michael plötzlich nicht mehr. Er bekam einen Anfall von Schüchternheit und piepste:’Good bye‘. Dann rannte er in seinen Wohnwagen zurück. Es muß wirklich wehtun, wenn man so schüchtern ist.“
LEONARD COHEN
Der im kanadischen Montreal geborene Songwriter mit Hang zu ausgeprägter Melancholie bringt sich mit seinem Faible für teure Tropfen wie Chateau Latour immer wieder an den Rand des Ruins: „Auf einer Tournee fange ich meistens ganz billig an, mit einem Bordeaux. Aber von Konzert zu Konzert wird der Wein besser und teurer. Am Ende landen wir dann bei edlen Tropfen wie dem ’82er Chateau Latour. Der kostet 200 Dollar die Flasche. Und mit Crew und Musikern sind wir ja 20 Leute. Da müssen wir ganze Kisten Wein bestellen. Eine Kiste kostet rund 2000 Dollar. Da kommt es vor, daß wir alle Einnahmen gleich wieder versaufen. Ich komm‘ schon mal auf vier bis fünf Flaschen die Nacht. Ich weiß, wie man anständig trinkt. Ich bin lange Zeit bei einem Trinklehrer in die Schule gegangen, bei einem Zenmeister. Er hat mir 25 Jahre lang das Trinken beigebracht.
ELTON JOHN
Sündhaft teures Gerümpel geht ihm über alles. Elton John, ehedem Busenfreund der Königin der Herzen, tut sich seit Jahren als König der Sammler hervor: „Ich bin ein besessener Sammler. Ich hab‘ immer wieder mal Sammelanfälle, in deren Verlauf ich dann alles mögliche hamstere. Eine Zeitlang waren das Art Nouveau- und Art Deco-Gegenstände. Immerhin hab‘ ich dabei was über Kunst gelernt. Danach hatte ich den Fototick. Das Problem ist: Wenn du so ein irrer Sammler bist, dann mußt du deine Sachen ja auch irgendwie wieder loswerden, weil kein Platz mehr für dich selbst da ist.“ Da Menschen wie Elton John dauernd unterwegs sind, tätigen sie natürlich auch im Ausland ein paar Einkäufe: „Immer wieder mal melden sich bei mir Verwalter von Lagerhallen, die mich an eine Ladung Reisesouvenirs erinnern, die ich bei ihnen abgestellt und total vergessen habe.“
YOKO ONO
Böse Zungen behaupten, die Performancekünstlerin und Musikerin bestehe quasi nur aus Ticks. Der Produzent Jack Douglas (Lennon, Supertramp, Aerosmith) gibt ein Beispiel: „Wir hatten gerade Yokos Instrumentaltrack ‚Dead Rat‘ aufgenommen. In der Mitte war ein Part, der aus 20 Sekunden Stille bestand. Dann brachte Yokos Houseboy einen Schuhkarton ins Studio. Ich hob den Deckel hoch und guckte rein – da war eine riesige tote Ratte drin. Da wurde mir klar: Diese Passage mit der Stille, da wollte Yoko die Ratte drin haben, die Vibes der toten Ratte. Das Band lief. 20 Sekunden. Dann sagte ich zu Yoko: ‚Ich weiß nicht, irgendwie ist das noch nicht richtig‘. Und Yoko sagte: ‚Ja, Du hast recht.‘ Ich sagte: ‚Okay, also noch mal.‘ Ich zog den Mikrophonregler hoch und sagte dann:‘ Das ist doch viel besser, findest Du nicht auch?‘ Und Yoko fiepste: ‚Oh ja, viel besser.'“
CHRIS ROBINSON
Hanfdampf umgibt seine Kapelle, seit sie existiert. Doch Chris Robinson, Sänger der Black Crowes, verzichtet auf verbotene Substanzen. Das behauptet er jedenfalls – und schwört im gleichen Atemzug auf die stimulierende Wirkung von Schlafentzug: „Vergeßt LSD, das kostet nur Geld. Ich bleibe lieber vier Tage lang wach. Davon bekomme ich auch Halluzinationen. Außerdem muß ich dann immerzu lachen. Schlafentzug macht auf natürliche Weise high. Und es gibt kein Gesetz, wieviel man davon nehmen darf. Es gibt ja zum Glück noch keine Schlafpolizei. Wenn mich dann allerdings so ein überdimensionaler Abraham Lincoln auf seinem Turbospace-Dreirad überholt oder Jerry Lewis‘ Kopf über meiner Kaffeetasse schwebt, dann weiß ich, daß ich mal wieder ins Bett muß.“ Schlafentzug als Halluzinogen? Wie wär’s mit einem Kuraufenthalt im Club Robinson, Chris?
PHIL COLLINS
Früher stand er in dem Ruf, eher ein Geizkragen zu sein – auch und vor allem sich selbst gegenüber. Inzwischen aber hat Phil Collins sein Herz für das Jetset Leben entdeckt und macht endlich das, was man von einem Popmillionär mit Fug und Recht erwarten kann: „Neuer dings leiste ich mir teure Kurztrips. Dann fliege ich mit meiner Partnerin Orianne mal kurz nach Florenz zum Einkaufen. Für vier Tage. Einfach, weil wir gerade Zeit haben. Oder wir gucken kurz nach Venedig rüber Zum Geburtstag hat mir Orianne mal eine Fahrt mit dem Orient Express geschenkt. Und das war fantastisch. Ich hültc so was noch nie gemacht. Von mir hat Orianne dafür einen Einkaufstrip nach Paris bekommen. Früher habe ich immer gefragt:’Warum sollte ich nach Paris fahren? Ich bin doch schon mal in Paris gewesen.‘ Jetzt weiß ich: das macht Spaß.‘ Herr Collins. wir freuen uns mit Ihnen.
CHAKA KHAN
Black Music, speziell alles, was fantastisch funkt und dazu eine Menge Seele hat, ist ihr eigentliches Metier. Daß Chaka Khan aber auch ein leidenschaftliches Spice Girl ist, war bisher weniger bekannt. Ihr Gewürz ist der Knoblauch. So geht Chaka zum Beispiel nie ohne Knoblauchzehen auf Reisen. Wenn die Amerikanerin und Wahldeutsche ein Restaurant besucht, spielt sich immer wieder mal diese Szene ab: „Zuerst frage ich, ob ich ein bißchen zerdrückten Knoblauch kriegen kann. Dann bringen sie mir meistens dieses alte Zeug aus der Dose. Und dann hole ich meinen eigenen Knoblauch raus und meine Presse und zerdrücke mir meinen Knoblauch selbst. Das mit dem Geruch ist mir egal. Man erkennt ja, daß es Knoblauch ist: Transsylvanien kann Frau Khan kann also problemlos besuchen. Dracula nämlich traut sich ganz sicher nicht an die Funklady heran.
ROBBIE WILLIAMS
Klar, daß der längere Verbleib bei einer mädchenumschwärmten Boygroup früher oder später mentale Folgen zeitigen muß. Klar auch, daß man als Betroffener damit irgendwie fertig werden muß. Seit Robbie Williams die Take That-Jungs los ist, übt er sich in Esoterik: „Meine Londoner Wohnung mit Blick auf den Hyde Park ist streng nach den Feng Shui-Regeln eingerichtet. Jetzt können alle Energien frei im Raum fließen. Manchmal renne ich durch die Wohnung und versuche, die Energien zu erwischen:’Halt, hiergeblieben!‘ Dazu kommt, daß der Typ, der vorher in meiner Wohnung gelebt hat, Buddhist ist. Er hat all seine guten Vibes dagelassen. Jetzt führe ich mein Leben nach karmischen Gesetzen.“ Bleibt zu hoffen, daß diese Gesetze Robbie auch befähigen, die nächsten 20 Jahre im Showbusiness hinreichend erfolgreich und mit heiler Haut zu überstehen.
NEIL TENNANT
Der Pet Shop Boy hat einen Hang zum Luxus. Warum auch nicht? Schließlich ist im Laufe der Jahre das eine oder andere britische Pfund ins Portemonnaie des prominenten Popmusikers geflossen. Der Lieblingsluxus von Neil Tennant ist flüssig: „Ich mag Champagner und guten Rotwein, am liebsten Burgunder. Ich hab‘ eine Spezialistin angeheuert, die den Wein für mich bestellt. Sie hat mir gerade den ganzen Keller vollgestellt. Den muß ich jetzt erst mal leertrinken. Ich habe Wein bis zur Jahrtausendwende. Das sind riesige Kisten, und da liegen Zettelchen von meiner Sommeliere drauf: ‚Dieser Wein sollte eine halbe Stunde vor Genuß geöffnet werden. ‚Mein Lieblingszettel lautet:’Dieser Wein ist so sanft und so leicht, daß Du ihn zu jeder Tageszeit trinken kannst – sogar zum Frühstück.'“ Die Redaktion von ME/Sounds wünscht fröhliche Verköstigung.
CHRISSIE HYNDE
Die Vegetarierin sieht rot, wenn sieden Namen McDonald’s hört. Und wenn sie Pornos sieht. Diese Erfahrung haben Hyndes Kollegen von ÜB 40 gemacht,die schon mehrfach mit Chrissie gearbeitet haben: „In London gingen wir mit Chrissie mal in einen Zeitungsladen, um Tabak zu kaufen. Plötzlich war da dieses Geräusch. Als wir uns umdrehten, schob Chrissie die ganzen Pornohefte vom obersten Regal auf den Boden herunter und sagte: Alles Scheiße‘. Wir sind auch mal mit ihr nach Brasilien geflogen. Das war, als Vegetarier noch nicht so gut versorgt wurden. Plötzlich hörten wir diesen Kroch. Chrissie hatte den Wagen mit dem Essen genommen und den ganzen Kram auf die Passagiere geschleudert. Und zwar deshalb, weil sie etwas Vegetarisches bestellt hatte und die Stewardess einfach nur das Fleisch vom Tablett genommen und ihr das Gemüse gegeben hatte.