Tote Hosen – Rom, Ex-Mattataio


Das Ex-Mattataio ist eine ehemalige Schlachterei, ein umbautes Areal von Fußballfeld-Größe. Auf einem verwitterten Schild steht „Veterenario“, Tierarzt. Heute ist das ganze Gelände Konzertforum. Für das Festival der italienischen Jugendorganisation „Arci Kids“ hat man New Wave-Bands. Underground-Filmer und Video-Freaks aus aller Welt eingeladen, in der Mitte eine freistehende Bühne installiert, rechts und links gigantische Filmleinwände, in den ehemaligen Stallungen Video-Räume, Cafes, Versammlungsorte. Thema des Ganzen: Subkultur, Motto: „I love you, luck you“, Da durften die Toten Hosen aus Düsseldorf natürlich nicht fehlen.

Die Preußen-Punks waren mit großen Erwartungen zur Pogo-Party in die Papst-Stadt gereist. Doch „Dolce farniente“ – das süße Nichtstun will gelernt sein. Der Soundcheck, für 18 Uhr anberaumt, findet erst um 20.30 statt. Zudem hatten „irgendwelche Scheiß-Itaker“ (O~Ton von Sänger Campino) die Gitarren der „Opelgang“ aus deren BMW geklaut: mit Gürteln und Draht wurden Behelfsgurte für die Leih-Instrumente gebastelt. Inzwischen war es Mitternacht…

Ladies & Gentlemen, hier also „Pantalone Morte“, die Toten Hosen. Den Auftakt mit“.Spiel mir das Lied vom Tod“ und seinen unheilschwangeren Ennio Morricone-Sounds schienen die Italiener nicht zu kapieren. Warm wurden die knapp 3000 Römer erst bei „Wir sind bereit“, „Spanner“, „Niemandsland“. Die Hosen in voller Fahrt. High-Speed-Punk.

Erste Rangeleien vor der Bühne. Punks und Skins hauen sich die Nasen platt. Campino versucht zu schlichten. Es regnet Spucke. Campino duscht die Randalierer mit Dosenbier. Die springen wie Heuschrecken an der Bühne hoch und rotzen los. Campino: „You’re not even good at spitting“. Die Stänker reißen Campino an der Hose. Der wird sauer: „You fucking Italians, you fucking Romans, erst klaut ihr unsere Gitarren „I’ll kill you afterwards“.

Die Luft ist elektrisch geladen. Einer der überforderten Ordner klettert dem Chef-Rowdy hinterher, der gerade die Bühne entern will. Campino holt mit dem Mikroständer aus und trifft – den Falschen. Der Ordner blufet an der Schläfe. Handgemenge, Schlägerei. Randale in Rom.

Am nächsten Tag ist eine riesige Absperrung vor der Bühne, am Tag darauf liest man Schlagzeilen über die „schmierigen Punks aus Deutschland“. Am dritten Tag will der Kellner Autogramme auf sein OPELGANG-Exemplar.