„Unser Song“: Einer dieser 5 Kandidaten wird für Deutschland zum ESC 2017 fahren


Wir haben für Euch das Wichtigste zu „Unser Song 2017“ zusammengefasst - damit Ihr wisst, wie sehr sich das Einschalten lohnt und wie gering Deutschlands Chancen beim Eurovision Song Contest 2017 tatsächlich ausfallen werden.

Update: Isabella Levina Lueen wird mit dem Song „Perfect Life“ für Deutschland beim ESC 2017 antreten.

Die jüngste ESC-Geschichte Deutschlands ist eine Geschichte voller Niederlagen. Eurovision Song Contest 2015: letzter Platz für die deutsche Kandidatin Ann Sophie. Eurovision Song Contest 2016: letzter Platz für die deutsche Kandidatin Jamie-Lee. Davor, währenddessen und danach: Eklats um Kandidaten, die nicht gewollt werden (Xavier Naidoo), Kandidaten, die selber nicht mehr wollen (Andreas Kümmert) und Kandidaten, die man schon im Moment ihres Auftritts wieder vergaß oder vergessen wollte (Elaiza, Cascada). Kein Wunder, dass die ARD und ihr ausführendes Organ NDR 2017 alles besser, mindestens aber anders machen wollen. Bloß: Ihr neues Konzept stand schon bei dessen Ankündigung unter keinem guten Stern.

Im September 2016 erklärte die ARD, den deutschen Kandidaten oder die Kandidatin für den Eurovision Song Contest 2017 per Castingshow suchen zu wollen. Hilfe wollten sie sich dafür von der Produktionsfirma Raab TV holen, mit der Das Erste einst bereits Lena und Roman Lob aus dem Hut gezaubert hatte. In der Livesendung „Eurovision Song Contest – Unser Song 2017“ sollten die Finalisten all der hoffnungsvollen Nachwuchssängerinnen und -sänger mit Songs von „national und international erfolgreichen“ Produzenten gegeneinander antreten, die eine Jury „musikalischer Experten“ (Vertreter der ARD und der Produktionsfirma Raab TV) aussuchen und deren Gewinner vom TV-Publikum gewählt werden würde. Die „The Voice Kids“ entliehenen Live-Juroren Lena Meyer-Landrut und Tim Bendzko sowie Florian Silbereisen dürfen kommentieren, aber nicht abstimmen. Wir fanden und finden: Das klingt schwer nach mauem Ideenrecycling, mit dem die Verantwortlichen womöglich „jegliche Chance auf Individualität und Alleinstellungsmerkmale untergraben“ würden. Dass die ARD aber entweder ihre Kandidaten oder ihr Publikum ohnehin nicht ernst nimmt, legten die jüngst präsentierten Vorstellungsvideos nahe: Wie Bürger Lars Dietrich da etwa mit Felicia Lu Kürbiß („Du heißt wirklich Kürbis mit Nachnamen? Cool, Kürbis! Ich mag Kürbis!“) spricht, lässt glauben, es ginge hier um eine Kindersendung. Kurzum: Eine weitere ESC-Niederlage scheint unausweichlich.

Ob die Kritik berechtigt ist, kann nun überprüft werden: Die Livesendung steht uns am heutigen 9. Februar 2017 um 20:15 Uhr unmittelbar bevor – und damit die Auswahl von fünf Kandidaten, die sich unter 2000 Bewerbern durchsetzen konnten.

Zum Glück stellten ARD und ihre Allzweckwaffe Barbara Schöneberger Konzept und Kandidaten in einer Pressekonferenz am Tag vor der Live-Show erneut vor. Wir haben für Euch das Wichtigste zusammengefasst – damit Ihr wisst, wie sehr sich das Einschalten am Donnerstag lohnt und wie gering Deutschlands Chancen beim Eurovision Song Contest 2017 tatsächlich ausfallen werden.

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„Unser Song 2017“: So funktioniert die Live-Show

  • Runde 1: Jeder der fünf Kandidaten singt einen selbst ausgesuchten Coversong. Das TV-Publikum stimmt ab, zwei Kandidaten fliegen raus
  • Runde 2: Jeder singt einen potentiellen ESC-Song. Zwei Kandidaten kommen weiter, einer fliegt raus
  • Runde 3: Die zwei verbliebenen Kandidaten singen den zweiten potentiellen ESC-Song. Beide ESC-Songs beider Kandidaten stehen zur Wahl. Die zwei Songs mit den meisten Stimmen kommen ins Finale – theoretisch also auch ein Kandidat mit zwei Songs
  • FINALE: Die zwei Songs mit den meisten Stimmen werden nochmal gesungen, das TV-Publikum stimmt über den Gewinner ab

„Unser Song für Kiew“ – diese 5 Kandidaten stehen im Finale des deutschen ESC-Vorentscheid 2017:

Felicia Lu Kürbiß, 21

Felicia arbeitet in einem Elektrohandel in Freilassing als Verkäuferin. Sie stand schonmal im Finale von „Rising Star“, mag Electropop und hat ein Videoblog aka einen YouTube-Kanal, für den sie unter anderem ein Mashup der größten Hits 2016 eingesungen hat.

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Helene Nissen, 20

Helene ist Schülerin und versucht sich gerade zum dritten Mal am Abitur. Seit „Walk The Line“ ist sie in Johnny Cash und den Blues verliebt und hat unter anderem eine eigene Version von „Folsom Prison Blues“ geschrieben. In ihren Songs geht es um „Liebe, Leben, Freundschaft, Tiere und meine Katze“. Alle Castingshows, sagt sie, haben Helene bisher mit der Begründung abgelehnt, sie habe kein Talent, „und jetzt sitze ich hier!“. Bei der Fotosession nach der Pressekonferenz hielt sie hilflos ihre Daumen nach oben – was man als Kind halt so macht, wenn Fotos gemacht werden. Als Begleitung vor Ort hätte sie sich Elyas M’Barek gewünscht.

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Yosefin Buohler, 21

Yosefin wohnt in Stockholm und hat dort Theater und Schauspielerei studiert. Ihm schwedischen Kinderfernsehen durfte sie eine Kartoffel namens Chili spielen. Sie ist in Köln und München groß geworden, ihre Mutter ist Schwedin und hat ihre Tochter „mit Soul, Gospel und Abba vollgepumpt“. Bisheriger Karrierehöhepunkt: Beim EM-Qualifikationsspiel Deutschland gegen Schweden hat Yosefin die deutsche Nationalhymne singen dürfen und danach „ein Bussi von Jogi Löw auf die Backe gekriegt“. ESC ist für sie Ehrensache: „Wenn du Schwedin bist, liebst du den ESC. Punkt.“

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Axel Maximilian Feige, 28

Axel Maximilian lebt in Hamburg und arbeitet dort als freischaffender Musiker sowie als Förderlehrer an Grund- und Stadtteilschulen. Er findet, dass Kinder so früh wie möglich „Mucke machen“ sollten. Axel spielt im Studio, auf Hochzeiten und auf Straßen und verdient dort 40-80 Euro, „wenn es gut läuft“. „Ich hau einfach raus und was passiert, passiert“. Eigene Songs schreibt er seit sechs Jahren, es geht darin um „Liebe, Verlust und gesellschaftskritische Themen“. Neben Gitarre und Gesang spielt er Klavier, Fagott und hat sich mit 15 Jahren das Bassspiel beigebracht. Der Bass ist der Teufel in jeder Band, sagt er: „Keiner hört ihn, aber wenn er fehlt, hören es alle.“

https://www.youtube.com/watch?v=yLkjCBg-w7k

Isabella „Levina“ Lueen, 25

Isabella lebt zwischen London und Berlin (also in Venlo oder Maastricht?), macht Musik seit sie neun Jahre alt ist und trat bereits im Kindermusical „Drei Wünsche frei“ als Waldgeist auf und sang das Lied „Jeder Baum“. Sie studiert „Master in Music Industry Management“ und noch irgendwas, tritt in Bars und Clubs auf und findet sich lustig. Einen Plan B neben der Musik hat sie nicht.

https://www.youtube.com/watch?v=40HQb9oW2JQ

***

Wir müssen leider gestehen, dass wir alle fünf Kandidaten im Moment ihres Kennenlernens wieder vergessen haben. Aber vielleicht wird ja in der Live-Show doch noch irgendwas hängen bleiben. Idealerweise ein sehr guter Popsong, den man im Finale des „Eurovision Song Contest 2017“ am 13. Mai in Kiew wiederhören will. Man wird ja wohl noch träumen dürfen.

TV-Tipp: „Unser Song 2017“, 9. Februar 2017, 20:15 Uhr, ARD