Uwe Ochsenknecht
Daß selbst Schauspieler singen können, bewies er gerade mit seinem ersten Album. Daß das "wandelnde Musik-Lexikon" auch Rock 'n' Roll-Originale von Fälschungen zu unterscheiden weiß, stellte "Schtonk"-Star Ochsenknecht beim diesmaligen "Blind Date" unter Beweis ...
Guns N’Roses: „November Rain“
„Guns N“ Roses versiehen es geschickt, althekannie Versatzslücke mehr oder weniger originell neu zu verpacken — und damit auch noch erfolgreich zu sein. Achte mal auf die Harmonien oder die Riffs — die haben vor ihnen, von den Stones bis zu Led Zeppelin, schon hunderttausend andere gebracht. Letztlich all die Bands, die in den 60em die Rockmusik geprägt haben. Den Teenies ist der historische Bezug natürlich egal, sie fahren voll auf das ,Sex & Drugs‘-Image der Band ab.““
Helloween: „Kids Of The Century“
„Wer auch immer das ist, Skid Row vielleicht, das regt mich einfach zu sehr auf. Da habe ich sofort das ungute Gefühl, drei Kilo Speed gefressen zu haben. Das ist kein Song, keine Hook, keine Harmonie, das wird einfach nur schnell rüntergebralen. Im Grunde geht’s hier um eine ganz sentimentale Ballade, die man mit 180.000 Umdrehungen pro Minute spielt. Wenn schon Ballade, dann doch lieber im passenden Tempo und gehörig abgespeckt.“
Lou Reed: „Dorita“
„Seit .Walk On The Wild Side‘ kam von Lou Reed für meinen Geschmack nie mehr was wirklich Authentisches rüber. Dieser Song ist zumindest wieder so etwas wie ein kleiner Hoffnungsschimmer. Mit seinem schlaffen Gesang kann ich mich aber immer noch nichl anfreunden. Ich stehe auf ein handfestes Organ, das gleich mit dem ersten Ton anzieht von Null auf Hundert. Im Vergleich dazu nohlt und nuschelt mir der Reed zu viel.“
Roxette: „Church Of Your Heart“
.Genau die Sorte von schlimmen Schlagerheinis, die ich besonders gut leiden kann.
Kommt mir vor. als ob Klaus & Klaus ihr Glück nun auch in der englischen Sprache versuchen wollten.“
PIL: „Cruel“
I Betretenes Schweifen)
„Viel zu gekünstelt, läßt mich völlig kalt. Sicher ein seriöser Musiker. Wer soll das sein, John Lydon von den Sex Pistols? Die habe ich bis auf .God Save The Queen‚ auch nicht ernst nehmen können. Er war und ist in erster Linie ein Vermarktungskünstler, der unter extremer Beihilfe eines cleveren Mannes wie seinerzeit Malcolm McLaren auf der Szene erschien und seitdem nicht mehr verschwinden will.“
EAV: „HipHop“
„Das Kürzel EAV stellt bei mir für die Erste Allgemeine Versicherung denn verunsichern tut ihre Musik nicht einmal einen wehrlosen Säugling. Wobei ich nichts dagegen hätte, wenn mein Sohn auf die EAV stünde. Damit kann ich immer noch besser leben, als wenn er plötzlich David Hasselhoff liebte. Allein die Vorstellung, mit dessen Musik aufzuwachsen, ist mir zutiefst zuwider.“
The Beautiful South: „Old Red Eyes Is Back“
„Erinnert mich streckenweise an diese englischen Tralalabands ä la Spandau Ballet. Da stellen sich mir meine wenigen Haare auf. Die Musik ist einfach zu schleimig, zu glitschig, um etwas damit anfangen zu können. Knackt einfach nicht.“
Tony Carey: „Wonderland“
„Das ist so Hintergrund- und Bar-Musik, die man beim Aldi hören kann, wenn man mit seinem Einkaufswagen gerade am Sauermilch-Regal vorbeifahrt. Andere Milch wird man da auch nicht finden, weil bei dieser Musik alle Milch sauer wird.“
Tanita Tikaram: „You Make The Whole World Cry“
..Offensichtlich – und obendrein noch schlecht — von Phil Spector geklaut. Könnten fast die Beach Boys sein. Auf jeden Fall paßt dieser voluminöse Spector-Sound nicht zu der Stimme. Daß die Sängerin oder der Produzent das nicht geschnallt haben, ist unfaßbar.“
Seal: „Violet“
„Der Typ traut sich was. Ist er vielleicht derjenige, der auch .Walking In Memphis‘ gesungen hat? Seal? Eine positive Überraschung. Mit Abstand die beste Nummer, die ich bisher vorgesetzt bekommen habe. Man fühlt geradezu den Soul. Da kommt was rüber — eine Stimme und ein Klavier — da kann keiner bescheißen. da muß jeder Musiker Farbe bekennen.“
U 2 : „One“
„Ist das eigentlich die Ausschußware der letzten Wochen, die ich mir hier anhören muß? Außer Seal war alles ziemlich mickrig, ziemlich mau. Ich habe bei fast allen den Spaß an der Musik vermißt. Die einen sind nur laut, die anderen nur depressiv, wieder andere nur luschig — doch keiner kommt so recht zur Sache. Wo ist der Rock ’n‘ Roll geblieben, frage ich mich auch in diesem Fall.“