Vier Platinpunks Blasen Zur Grossen Attacke Auf Ihren Boss


Nach Querelen mit Epitaph-Chef Brett Gurewitz verabschieden sich The Offspring mit ‚Ixnay On The Hombre‘ endgültig vom Independent-Status High Noon in „Hollyweird“: Die Platinpunks aus Orange County, denen mit ‚Smash‘ das erfolgreichste Indie-Album aller Zeiten (9 Mio. Einheiten) gelang, blasen zur großen Attacke gegen das ‚Epitaph‘-Label des Brett Gurewitz. Denn der ‚Epitaph‘-Betreiber und ex-Bad Religion-Gitarrist will nicht länger Underground-Ikone sein. „Wir hörten, daß Brett versucht, große Teile des Labels zu verkaufen“, erregt sich Offspring-Sänger Dexter Holland (30) in einem Amsterdamer Nobelhotel. „Er sagte, das Geld wäre dazu bestimmt, Kapital für andere Dinge aufzubringen, die er aber nicht genau benennen wollte. Und das verunsicherte uns.“ Dexter ist sichtlich enttäuscht. Schließlich haben The Offspring seit ihrem ’92er ‚Epitaph‘-Debiit ‚Ignition‘ maßgeblich zum Aufstieg des Unternehmens beigetragen. „Es war eine schwierige Entscheidung, aber besser, wir treffen sie als jemand anderes.“ Die Band fürchtete, regelrecht verkauft zu werden.

Folgerichtig wechseln sie nach Veröffentlichung von ‚Ixnay On The Hombre‘ Oargon für „Fuck off‘) weltweit zu Columbia. Ein Schritt, der seine Begründung keineswegs im lieben Geld findet: „Brett hat uns mehr Geld geboten, damit wir bei ihm bleiben. Aber wir haben weniger akzeptiert und für mehrere Alben unterschrieben, weil uns das viel sicherer erschien.“ Insider sprechen von sieben Millionen Dollar für vier Alben, was im Vergleich zum R.E.M.-Deal mit Warner (80 Mio.) zwar wie Peanuts anmutet, die vier Musiker aber doch ruhiger schlafen lassen dürfte. Dexter, ehemaliger Student der Molekular-Biologie, der nebenbei auch das Indie-Label ‚Nitro‘ betreibt, hat eine gesunde Einstellung zu Erfolg, Geld und Ruhm: Er sieht Rockmusik als Teil einer Jugendkultur, der man irgendwann zwangsläufig entwächst. „Wir wollen so lange Spaß haben wie möglich. Zur Schule gehen können wir danach immer noch!“

Mit dieser Gesinnung korrespondiert auch eine Stiftung nach Vorbild der ‚Rex Foundation‘ (Grateful Dead), die er mit Billie oe von Green Day, Eddie Vedder und Jello Biafra ins Leben zu rufen gedenkt: „Es geht darum, Leute zu beschäftigen, die Stipendien-Anträge ausfüllen und korrigieren. Auf diese Weise erhält jeder, der einen Antrag stellt, zumindest etwas Geld.“ (In den U.S.A. wird das Ausfüllen von Stipendien-Anträgen mit staatlichen Zuschüssen honoriert. Anm. d. Red.) Doch Biafra tritt auch auf’Ixnay…‘ in Erscheinung. Als großer Zampano im Opener ‚Disclaimer‘ weist er Dexter, Noodles, Greg und Ron den Weg in die Zukunft: weg vom verhaßten Teenieimage, zurück zu den Wurzeln des Punk. „Wer behauptet, er könne mit Punk die Welt verändern, ist naiv“, konstatiert denn auch Dexter. „Aber wenn du die Leute zum Nachdenken bringen kannst, kommt vielleicht doch etwas Gutes dabei heraus.“

Wer auf diese Weise Gutes tun will, der braucht Gehör. Also bläst Dexter Holland nach erfolgreicher Attacke gegen Gurewitz und ‚Epitaph‘ jetzt zum Großangriff auf den internationalen Plattenmarkt.