Wie hätten wir’s denn gern?


Die Stimme des amerikanischen Volkes entscheidet: Previews potentieller Kassenknüller überprüfen ihre Massentauglichkeit.

Ob Michael Douglas in der Sympathieskala der Kinozuschauer auch so hoch rangierte, wenn sie ihn in seinem Erfolgsfilm „Verhängnisvolle Affäre“ als Mörder des anhänglichen Seitensprungs Glenn Close gesehen hätten?

Wir wissen es nicht, und das haben wir nicht etwa einem psychologisch gewieften Regisseur zu verdanken, sondern dem Durchschnittsamerikaner. Der ist zwischen zwanzig und fünfundvierzig Jahren, lebt in einem Vorort, ist berufstätig und wird mittlerweile bei 75% aller großen Filmproduktionen als Versuchskaninchen eingesetzt. Vor dem endgültigen Schnitt eines Films werden in den USA fast alle möglichen Kassenschlager einem Testpublikum vorgeführt, das mittels Fragebögen über Gedeih und Verderb. Tod oder Happy-End urteilt. Im Falle Douglas entschied die Volkesstimme: Notwehr statt Mord. Und verhalf dem Film damit zum Millionenerfolg, Ein Mechanismus, den viele Filmemacher gerne nutzen. Ron Howard („Cocoon“) etwa testet seine Filme in der Endphase zweimal pro Woche, um die Publikumsgunst zu ertasten und eine erste Vier-Stunden-Version langsam auf handelsübliche zwei zu stutzen.

Was für Marketing-Fachleute Standard ist, bleibt trotzdem für viele Regisseure der werkimmanente Horror. Woody Allen oder auch Cannes-Preisträger Robert Altman („The Player“) weigern sich strikt, ihre Kunst vorab an der öffentlichen Meinung zu erproben: „Tester orientieren sich immer am MainstreamMarkt, dabei geht jede Kreativität flöten.“ Garant für sichere Millionen sind sie dennoch nicht. Bette Midiers „For The Boys“ etwa wurde von den Testern hochgelobt und spielte doch am großen Publikum vorbei. Über Kinofreud und -leid werden sie trotzdem weiter entscheiden, schließlich verlassen sich Studiobosse schon so lange auf ihr Urteil, daß gar Groucho Marx die Vorzüge schon kannte: „Man kann so bei den Vorführungen die Zeiten der Lacher stoppen und den Film entsprechend schneiden. Das klappt hervorragend.“