Wie jetzt, ReMode statt DeMode? Eine Tributeband aus Bielefeld legt vor


Jetzt ist es ja nicht mehr lange hin, da spielen Depeche Mode auch wieder auf hiesigen Bühnen. Zuvor haben wir uns im Berliner „Astra“ ReMode, eine Tributeband aus Bielefeld, live angeschaut. Synthie so gut wie das Original? Kajalauge sei wachsam!

Mein Fehler. Ich hätte mit den Leuten reden sollen. So weiß ich bis heute keine Antwort auf die Frage des Abends: Warum um alles in der Welt schaut man sich eine Depeche-Mode-Tribute-Band an? Zumal in Berlin, wo alle paar Jahre das Original reinjettet. Selbstverständlich kann in Stadion und Arena auch nicht jeder Dave touchen. Aber das da vorne im halbvollen „Astra“ ist eben kein Gahan. Das ist nicht mal ein Galan.

Synchron von Hinten durchleuchtet: Remode

Obwohl, das muss man dem ostwestfälischen Stand-in lassen, auch sein Bauchnabel kann sich sehen lassen, durch die aufgeknöpfte Weste. Glänzend gebriskte Bürste. Bisschen viel Zähneblecken, bisschen viel Grrr insgesamt. Aber der Hüftschwung mit Gottesanbeterinnen-Armhaltung, das messianische Ganzkörper-Ypsilon – das kann alles ganz gut mithalten mit den Posen aus den Original-Videos. An die musst du dich nicht mühsam erinnern, die durchleuchten das Bühnengeschehen synchron von hinten.

Dann schreitet der engelsgesichtige Tastenschrank wie der Heilige Martin selbst ans Klavier …

Vor allem aber imitiert dieser Mann Dave Gahans Bariton aufs Verblüffendste. Und mit dem einzigen Keyboardplayer on stage springt ihm dann auch noch ein ziemlicher Gore on the wire ins Harmonie-Beiboot. „Hm, aber ob das alles tatsächlich live ist?“ Fragt man sich beim Original ja auch gerne mal. Bis der engelsgesichtige Tastenschrank mit den vier Oktaven breiten Schultern wie der Heilige Martin selbst in die Konzertmitte hinein soliert, frommstes Knabenvibrato zum Klavier, und man nicht mehr zweifelt.

Man sinkt sogar ein bisschen hin: ReMode live in Berlin

Man sinkt sogar ein bisschen hin. Und tappt später zu „Blasphemous Rumours“ mit dem Fuß. Böser Fuß! Diese Jungs aus Ostwestfälisch-Basildon haben einfach zu viele Hits. Geborgt. Allerdings auch einen Gitarristen, der die Rockschamgrenzen, an denen „Gretsche“ Gore nur schüchtern entlang wippt, ständig überbreitbeint. Und einen bis zum Vollbart tätowierten Tribaltrommler an der Giger-gantischen Bude, der natürlich nicht ewig ferngehalten werden kann von seinen metalmeiernden Wurzeln. Wrong!

Die alte Tribute-Krux: Spielst du alles eins zu eins, wirst du in der Ödnis verenden. Schraubst du aber selbst noch was dran, scheppert, scheuert oder hier: da rockt es. Und hätte ich mit den selig schwofenden Leuten geredet, sie hätten vielleicht gesagt, dass sie gerade das gut finden an dieser ziemlich souveränen Tribute-Band aus Bielefeld. Davor hatte ich ein bisschen Angst.

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Andreas Meixensperger
Andreas Meixensperger