Wie Taylor Swift den moralisch-ethischen Verfall der Menschheit verhindert
Vielleicht hört sich Josef Winkler sogar mal ihre Platten an! Lest hier seine Hirnflimmern-Kolumne.
Früher – also: richtig früher; für mich ist „früher“ mindestens letztes Jahrtausend; es macht mich ganz wuschig, wenn Leute sich mit nostalgischer Geste an ihre Jugend erinnern und was sie „damals“ für Musik gehört haben und wie das „früher“ war, als sie noch bei Facebook waren, anno tobak 2016. Leute. Hallo. 2016 war „letztens“. „Früher“ ist vordigital. Früher also gab es so einen Sponti-Spruch, vielleicht auf einem Aufkleber, mit Posten war noch nix: „Elvis ist tot. Lennon ist tot. Heino lebt! Warum?“ Fies, gell.
Ui ui ui. Wenn auch 40 Jahre später die Fiesheit zur Genugtuung Heinos etwas relativiert sein dürfte dadurch, dass das Ganze immer noch gültig ist und Heino möglicherweise gerade eine Platte mit Elvis- und Lennon-Covers vorbereitet. Because he can. Heutzutage kann man solche Sprüche natürlich nicht mehr bringen, sonst kommt die Achtsamkeitspolizei, die Linksgrüne Minna fährt vor, hinten hockt schon der Gottschalk drin, schlimm, schlimm.
Drum nur so viel – Transferleistung bitte selbst erbringen: Heute vorn drauf auf der Zeitung Fotos von drei älteren Herren – Dieter Bohlen, Donald Trump, Charles III. Was lesen Sie aus der Auflistung dieser drei und aktuellen Meldungen über sie Anfang Februar 2024 heraus? Seien Sie gewarnt: Honi soit qui mal y pense! Aber man könnte zum Beispiel schließen, dass es der Gesundheit zuträglich ist, Pein, Zwietracht und moralisch-ethischen Verfall unter die Menschen zu bringen oder dass jedenfalls das Universum, Gott oder wer momentan gerade dafür zuständig ist, nicht allzu viel mit dem Konzept „Gerechtigkeit“ oder auch nur mit dem Erhalt der menschlichen Zivilisation am Hut hat.
In puncto Trump keimt ja mittlerweile Hoffnung
Aber in puncto Trump keimt ja mittlerweile Hoffnung. Ich gehe so weit, ich sag es zu: Wenn es Taylor Swift gelingt, eine zweite Präsidentschaft von Donald Trump zu verhindern, dann … dann … dann hör ich mir mal eine Platte von der an! Ich weiß, es ist sooo borniert, Taylor Swift nicht super zu finden, aber – mir fehlt einfach die Zeit! Ich muss immer so viel Billy Joel hören, grad jetzt wieder. No offense, Taylor, you! go!, girl! etc.
Apropos Megaerfolgsfrauen: Hier in Bayern freuen sich alle und kriegen gleich noch ein „Mia san mia!“-Geschwür, weil die Schmalzsängerin Adele (die mit 23 ein Lied des Titels „When We Were Young“ geschrieben hat, arrrghh!, s. oben) München „ausgewählt“ hat für ihre Europatour! Also: Die Tour machen dann ja die europäischen Fans, die dem fragwürdigen Narrativ anhängen, dass man Adele mal live gesehen haben „muss“, und koste es 400 Euro.
Was es dann natürlich auch tut, Anreise und Hotel not included, und ich kann mir Adele-Fans nicht trampend und campend vorstellen. Ich sähe es jedenfalls gern gesetzlich geregelt, dass alle, die sich das leisten können und wollen, den gleichen Betrag an meine Sternsingertruppe spenden müssen, aber so was ist natürlich mit der FDP nicht zu machen, weil das ist Gift für den Mittelstand (oder so).
Diese Kolumne erschien zuerst in der Musikexpress-Ausgabe 4/2024.