Wolfmother – Hamburg, Markthalle


70er-Jahre-Gedächtnisrock vom anderen Ende der Welt.

„Are you ready to get heavy with the Wolfmolherrrrrr?“, fragt Sänger und Gitarrist Andrew Stockdale vor der Zugabe. Falls mal jemand ein Beispiel für eine vollkommen überflüssige Frage braucht, hier ist es. Denn zuvor hat die Band der Stunde aus Australien dem Publikum in der proppevollen Markthalle nahegebracht, was es ohnehin schon weiß: Rock ist manchmal gerade dann gut, wenn es höllisch laut ist, wenn man den ganzen Abend mit dem Kopf bangt, Halbsätze mitgrölt und am Ende tropft wie ein Stalaktit. Andrew Stockdale schrubbt die Gitarre und gniedelt wie blöde darauf herum, Myles Heskett zerhaut das Schlagzeug beinahe, und Chris Ross dreht den Bass so laut auf, dass wir nach Ohropax betteln, und bespringt seine Hammondorgel. Stockdale singt dazu unter seinem Schnauzer hervor wie eine Operndiva auf Koks. Mit dem ersten Riff von“.Dimension“ beantworten Wolfmother die Frage, die im Vorfeld die wichtigste war: Ja, der Sound ist gut, wenn nicht gar „fett“, ähem. Stockdale singt, als habe er vor dem Auftritt mit Glasscherben gegurgelt. Er fordert die willenlose Masse unablässig zum Mitklatschen auf, macht peinliche Ansagen „This song is dedicated to all the women of Hamburg“ – danach kommt natürlich, „Woman“) und wirbelt sein Mikrofon wie ein Lasso herum. Wolfmother klopfen zu weißem, rotem und lila Licht Song-Ungetüme wie „Where Eagles Have Been“ und „Apple Tree“ heraus, sind nach 60 Minuten mit drei Zugaben zurückgekehrt und haben letztlich mit einer Irrsinnsversion von „Joker And The Thief“ alles gesagt. Schon lustig: Da kommen so ein paar Typen vom anderen Ende der Welt, spielen lupenreinen 70er-Jahre-Gedächtnisrock, der wie eine Mischung aus Led Zeppelin und den White Stripes mit der Stimme von Ozzy Osbourne klingt, und keiner jagt sie vom Hof. Und sonst so? Angeblich wurden im Publikum vereinzelt Menschen über 30 Jahre gesichtet, und trotz des wirklich überzeugend vorgetragenen „White Unicorn“ haben wir uns das kitschige T-Shirt mit dem Einhorn vorne drauf dann doch nicht gekauft.