Woman In Red


In Bademantel und Pantoffeln balanciert ein Mann 30 Meter über dem Abgrund der Straße auf einem Fenstersims. In seinem Rücken feiert der Besitzer des Bademantels ein lautstarkes und lustvolles Wiedersehen mit seiner Ehefrau. Unten warten Schaulustige und die Feuerwehr samt Lokalfernsehen, daß der vermeintlich Lebensmüde springt.

Wie konnte es nur mit Teddy (Gene Wilder)einem ruhigen Angestellten und offensichtlich glücklichen Familienvater in den Mittvierzigern, soweit kommen? Schuld an allem scheint „Die Frau in Rot“ zu sein – so der Titel der jüngsten Komödie mit dem amerikanischen Komiker-As Gene Wilder, der diesmal auch für Regie und Drehbuch verantwortlich zeichnet. Wilder ist seit seinen Erfolgen in den ausgeflippten Mel Brooks-Komödien („The Producers“. „Frankenstein Junior“) auf Rollen nervöser, verwundbarer, vom Pech verfolgten Typen abonniert.

Das Pech verfolgt auch Teddy, als er sich heimlich mit Charlotte (Fotomodell Kelly LeBrock in ihrer ersten Filmrolle) verabreden will. Seine besten Freunde Buddy. Joe und Mike haben bei ihren amourösen Abenteuern, scheint’s, nie Probleme. Anders Teddy: Erst verabredet er sich versehentlich statt mit Charlotte mit seiner unnahbaren Bürokollegin Ms. Milner und versetzt sie dann, was für Ärger am Arbeitsplatz sorgt.

Damit nicht genug, muß Teddy in seiner Lebensmitte auch noch Reiten lernen, um Charlotte zu beeindrucken. Doch wieder klappt nichts. Ein Flug zu einem Rendezvouz in San Francisco bleibt im Nebel stecken und wird umgeleitet. Und ein heimliches Treffen bei Teddys Großmutter konfrontiert den Unglücksraben plötzlich mit Frau und Familie. Teddy könnte den Kopf überhaupt nicht mehr aus der Schlinge ziehen, stünden ihm nicht seine Freunde zur Seite.

Der letzte verzweifelte Versuch, doch noch ans Ziel seiner Wünsche zu kommen, läßt Teddy dann nicht im Wasserbett enden, sondern eben auf jenem Fenstersims Teddy gibt auf.

Als er sich freilich resigniert ins Sprungtuch der Feuerwehr fallen läßt, entgeht ihm nicht das Lächeln einer ausnehmend hübschen blonden Fotografin.. .

Wem die Geschichte vertraut vorkommt, der täuscht sich nicht, denn als Vorlage hat sich der romantische Clown Wilder den Film „Ein Elephant irrt sich gewaltig“ des Franzosen Yves Robert gewählt. Wilder zu dem Remake: „Der Humor des Stoffs ist eigentlich weniger französisch, sondern typisch amerikanisch. Denn ein Amerikaner kann seine Schuldgefühle bei einem Seitensprung nur mit Hilfe eines Psychiaters unter Kontrolle halten. Ein Franzose nimmt sich einfach eine Geliebte. “ Der Amerikaner Wilder, selbst gerade 49 Jahre alt, muß es ja wissen. Für die musikalische Seite der amüsant inszenierten Geschichte sorgt übrigens ein anderer amerikanischer Superstar: Stevie Wonder singt den Titelsong „The Woman In Red“, „I Just Called To Say I Love You“ und wird bei „It’s You“ und „Weakness“ von Dionne Warwick assistiert.

Unterm Strich ein Kinoabend, der nicht nur von Midlife-Krisen geschüttelten Werbemanagern Spaß machen dürfte.