Interview

Was Yungblud von „Tote Mädchen lügen nicht“ hält


Der 23-jährige UK-Rapper hat einer Kollegin von Noizz.de auf Instagram vier Fragen beantwortet.

+++ Dieser Text erschien zuerst auf Noizz.de +++

Yungbluds neues Musikvideo zu seinem Song „Parents“ wirft Themen auf, über die viel zu viele andere Menschen lieber schweigen. Der 23-jährige Musiker aus Doncaster rappt darüber, dass er in einem gestörten Land lebe, sich mit 16 Jahren eine Beretta gekauft und sein Vater ihm eine Knarre an den Kopf gehalten habe mit der Drohung, er würde ihn erschießen, wenn er je einen Junge küsse.

Was Yungblud, der mit bürgerlichem Namen Dominic Harrison heißt, natürlich erst recht getan hat – wie dieser Schnappschuss schön festhält:

https://www.instagram.com/p/B0l6nAXAGzj/

Der Slogan, der das Musikvideo begleitet, lautet: „Guns kill kids, but can kids kill the guns?“. Eine Frage, die aufgrund der Massenschießereien in Dayton, Ohio und El Paso, Texas, nochmal an Bedeutung gewinnt. Attentäter hatten in nur 24 Stunden an zwei verschiedenen Orten in Amerika 29 Menschen erschossen. Die Täter waren 21 und 24 Jahre alt.

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Waffengewalt ist nicht das einzige Tabuthema, das der englische Rapper anspricht. Wenn man Yungblud googelt, schlägt Wikipedia – natürlich – Girlfriend und Popstar Halsey vor, aber auch Billie Eilish, Bebe Rexha und Miley Cyrus‚ nicht minder rebellische Schwester Noah. Allesamt Persönlichkeiten aus der Musikwelt, die offen mit ihren struggles umgehen und ohne Scham über ihre Sexualität, Mental Health und gesellschaftliche Missstände singen, rappen und darüber in ihren Storys auf Instagram und Tweets auf Twitter diskutieren, während sie an einem Joint ziehen.

NOIZZ hat Yungblud gefragt, warum man seine Generation nicht unterschätzen sollte und welches Tabuthema im Rap noch zu oft totgeschwiegen wird.

NOIZZ: Über welches stigmatisierte Thema schweigt Rap noch zu oft?

Yungblud: Ein Problem, das insbesondere im Rap nicht oft thematisiert wird, ist Homophobie. Deshalb finde ich Rapper wie Kevin Abstract von Brockhampton, Tyler, The Creator und Frank Ocean supercool und schätze sehr, wie sie diesen Umschwung vorantreiben und Musik produzieren, die über uns spricht. That’s so sick!

Dein Song „Falling Skies“ ist auf dem Soundtrack zur Serie „Tote Mädchen lügen nicht“. Wie siehst du die kontroverse Debatte über die Serie?

Yungblud: Ich kenne die Kontroverse um „13 Reasons Why“ (Originaltitel der Serie, Anm. der Redaktion). Mir ist es wichtig, Diskussionen aus allen Blickwinkeln zu betrachten, also verstehe ich, warum diese Serie triggern kann. Aber ich finde, die Show schafft, was wirklich gute Kunst können muss: Sie klärt Menschen auf, die normalerweise kein Verständnis hätten. Ich leide selbst unter Depressionen, ich leide täglich unter meiner Angst. Als ich mir die Serie selbst angeschaut habe, war das auch für mich extrem unangenehm. Aber Leute, bitte begreift, dass es noch viel unangenehmer ist, wenn Menschen nicht verstehen können, was wir durchmachen. Wenn jemand denkt: „Das ist doch nur eine Phase“, dann stimmt das einfach nicht. „13 Reasons Why“ informiert genau diese Leute und zeigt ihnen eine neue Perspektive für diese Problematik. That’s tight!

„Tote Mädchen lügen nicht“: In Staffel 3 erwarten uns Amok und Abtreibung

Warum ist es so wichtig, dass man deine Generation ernst nimmt?

Yungblud: Weil wir eine Generation sind, die stolz darauf ist, gut informiert zu sein. Wir diskutieren von einem Standpunkt aus, der auf Wissen basiert, zu dem wir heute so leicht Zugang haben. Es ist okay, heutzutage einen Scheiß zu geben. Es ist naiv, unsere Generation und allgemein junge Leute dafür zu verurteilen, dass wir nur nach Aufmerksamkeit schreien. Das tun wir nicht. Wir wissen, was wir wollen, wir sehen eine Zukunft, die wir mitgestalten wollen, und wir haben keine Angst davor, für unsere Zukunft zu kämpfen.

Wie können junge Leute mehr Verantwortung übernehmen?

Yungblud: Das ist eine komische Frage. Ich finde, viele junge Leute übernehmen heutzutage Verantwortung. Aber eine Sache fällt mir auch auf: Was wir posten und sagen, unterscheidet sich öfter von dem, was wir tatsächlich aktiv tun. Ich mag es gar nicht, Leuten zu sagen, was sie machen sollen, aber: Setzt euch für eine Sache ein! Geht raus, nehmt an einer Rallye teil, belest und informiert euch vorher über die Themen, über die ihr diskutiert. Know your shit.

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Yungblud ist mit seinen Songs „Falling Skies“ (feat. Charlotte Lawrence) sowie „Tin Pan Boy“ gleich zweimal auf dem Soundtrack der 2. Staffel „Tote Mädchen lügen nicht“ vertreten. Staffel 3 startet am 23. August 2019 auf Netflix. Yungbluds Debütalbum 21st CENTURY LIABILITY erschien 2018.