„Z Nation“: Am Set der lustigsten Zombie-Serie der Welt


Am 07. März läuft auf Syfy die finale „Z Nation“-Staffel an. Wir waren bei den Dreharbeiten in Spokane, USA, und sprachen mit den Machern über hungrige Untote, den untoten US-Präsidenten und die Zukunft des Horror-Genres.

Mit der fünften Staffel gibt sich „Z Nation“ politischer denn je. Die Allegorie bietet sich, im dritten Jahr seit Trump, natürlich an. Die Andersartigen, hier die „Talkers“ genannten sprechenden Leichen, werden von den Menschen gejagt. Dabei soll eigentlich darüber abgestimmt werden, ob sie im neuen Amerika, „Newmerica“, Wahlrecht erhalten. Die Serie hat dazu eine klare Haltung: Ja, sollen sie. Fremde sind willkommen. „Trump wird weltweit gehasst, ist verabscheuungswürdig – und dennoch wird Amerika ihn einfach nicht los. Wir mussten seiner Politik einfach Tribut zollen“, sagt Schaefer bitter lachend.

Bereits in der vierten Staffel wurde der Umgang mit Autoritäten immer respektloser. Die Truppe dezimierte Zombie-Nonnen, und, in einem Bunker, den untoten Vizepräsidenten – von einem Foto im Büro lächelte Ronald Reagan dem Gemetzel aufmunternd zu. „Wir drehen eine Sozialsatire“, sagt Schaefer. „In jeder Folge treffen Warren und ihr Team auf eine neue Gruppe, die sich auf ihre eigene Art – diplomatisch, autoritär, gewalttätig oder friedlich – am Wiederaufbau der Gesellschaft probiert. Jede einzelne scheitert.“

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Doch seien die Helden eben auf einer Mission unterwegs und sie überleben, während die anderen untergehen. Umso faszinierender, dass sich „Z Nation“ längst von seiner Prämisse gelöst hat, den Retter der Menschheit, Murphy, an die Westküste bringen zu müssen, damit aus ihm der Anti-Zombie-Impfstoff gewonnen werden kann.

Es geht schon seit zwei Staffeln nicht mehr wirklich darum, die lebenden Leichen auszumerzen. Sondern um Ko-Existenz. Damit ist „Z Nation“ näher an Romeros Zivilgesellschafts-Fantasie „Survival of the Dead“ als die meisten anderen Werke des Genres.

Zombies: Die größte Gefahr des 21. Jahrhunderts

Was fasziniert die Menschen seit Jahrzehnten an Zombies? Warum sind sie sogar populärer denn je? Schaefer glaubt die Antwort zu kennen. „In allen Geschichten geht es um die Wiederherstellung und Sicherung sozialer Normen.“ Das post-apokalyptische Szenario setze den Standard für unsere Ängste: Was ist das Schlimmste, das uns zustoßen kann?

Seit Mitte des 20. Jahrhunderts treiben die Ungeheuer ihr Unwesen auf der Leinwand. In den späten 1970ern, als Maskenbildner und mutige Regisseure sich im Splatter-Genre austobten, wurden Zombie-Angriffe zum Maßstab für alle Darstellungen, in denen Menschen zerfleischt werden. Nach 20 Jahren Irrelevanz feierten sie 2002 in Großbritannien mit „28 Days Later“, einer Parabel auf den Isolationismus des Inselvolks, eine Renaissance. Zwei Jahre später eroberten die Beißer mit dem Remake von „Dawn of the Dead“ auch die USA (beide Filme etablierten zudem die rennenden Zombies).

2011 kam dann die Umsetzung von Robert Kirkmans Comic „The Walking Dead“ ins Fernsehen – und die ist acht Jahre später noch immer, neben „Game of Thrones“, die weltweit populärste Serie. Heute haben Zombies die Vampire und Werwölfe als Nummer-eins-Monster abgelöst.

Das gestiegene Zuschauerinteresse, sagt Schaefer, hänge auch mit realen weltpolitischen Entwicklungen zusammen, etwa dem 11. September, später dem Kampf gegen den „Islamischen Staat“. „Wir alle fürchten uns vor der Zukunft, haben Angst vor dem unbekannten Gegner, der in unser Land eingedrungen ist.“

Warren (Kellita Smith) schlägt zu

Beide Serien, „Z Nation“ und „The Walking Dead“, beziehen ihren Reiz auch aus der Tatsache, dass der Fokus allein auf die von Untoten überrannte USA ausgerichtet ist. Es ist unklar, es wird womöglich auch unklar bleiben, wie es im Rest der Welt aussieht. Amerika allein hat schon genug mit dem Virus zu tun.

„The Walking Dead“, glaubt Schaefer, habe zwar zur richtigen Zeit den Nerv getroffen. „Die Serie ist exzellent. Aber wäre ein Zombie-Format wirklich dasjenige, das während einer anderen, friedlicheren Epoche 18 Millionen Zuschauer angezogen hätte?“

„Fear the Dead. Fight The Living“, lautet die prägnante Tagline dieser Serie, und darin sieht der Showrunner auch den fundamentalen Unterschied zu seiner eigenen. In seiner Geschichte sind Zombies nämlich wichtiger als die menschlichen Gegner. Im Kirkman-Universum sind die Schlurfer eine zufällig ins Spiel kommende Gefahr, der eigentliche Überlebenskampf findet zwischen den verfeindeten Menschengruppen statt. „Bei uns aber stehen die Apokalypse und ihre Kreaturen stets über allem. Wir bringen in der Regel pro Folge ein ‚Monster of the Week‘“.

Dazu gehöre auch ein affirmativer Zugang zu geradezu unsinnigen Ideen. „Wir sind die Show, die ‚Ja‘ sagt: ‚Ja, das machen wir! Den Zombie-Tornado, Z-Nado? Yep. Komposthaufen-Zombie? Check!‘“

Die Konfrontation mit „The Walking Dead“ hat „Z Nation“ dabei nie gesucht. Deren Budget ist höher, und das Format schöpft seine Ideen – wenn auch zunehmend fantasieloser – aus einer stetig wachsenden Comic-Vorlage mit bereits 16-jähriger Historie. Schaefers Schöpfung hatte, will man die Formate vergleichen, von Anfang an dagegen schlechtere Karten gehabt. Besonders zum Start der Serie 2014 sah es nicht gut aus für den Untoten-Ulk. Das im Viral-Zeitalter für viele Zuschauer wichtige Ranking der Internet Movie Database (imdb) hielt sich während der ersten Staffel meist unter 5.0 von 10.0 Punkten, was fast einer Katastrophe gleichkommt. Einige Shitstorms gab es in den sozialen Netzwerken dazu.

„Z Nation“ huldigt dem Ex-Cop Grimes

Dabei ging „Z Nation“ sogar einen Schritt auf die AMC-Kollegen zu mit der kuriosen Behauptung, beide Serien spielten im selben Universum. Bereits in der Pilot-Episode erwähnt Lt. Hammond (Harold Perrineau) einen „Ex-Cop, der sich mit seiner Gruppe 20 Kilometer entfernt in einem alten Gefängnis verschanzt“. Eine Anspielung auf „Walking Dead“-Held Rick Grimes und seinen Zufluchtsort.

All das hat zu Beginn wenig geholfen. Viele betrachteten „Z Nation“ als Trash-Version des Zombieserien-Pioniers. Wer heute „Z Nation“ googelt, landet noch immer fast ausschließlich bei Synopsen, die Perrineau als Hauptdarsteller führen. Dabei wurde der „Lost“-Star in seiner Rolle als Soldat bereits in der ersten Folge getötet, er diente nur als Starthilfe für die Serie.

Solche Nachlässigkeiten in den Inhaltsdarstellungen deuten auf etwas Bedauerliches hin: die Gleichgültigkeit der Rezipienten, die Unlust, sich länger als eine Folge mit der Serie zu beschäftigen. Dass sich „Z Nation“ fünf Staffeln lang halten konnte, scheinen manche nicht mitbekommen zu haben.

Selbst das längst als revolutionär gefeierte „Breaking Bad“ durfte sich seinerzeit einer fünften Staffel nicht sicher sein. Der Abschluss von Staffel vier musste so gedreht werden, dass er als Ende der gesamten Serie funktionieren würde, hätte AMC kein grünes Licht mehr für die weitere Produktion gegeben. „Six Feet Under“ auf HBO war auch so ein „Fünfer“. „Z Nation“ befindet sich also in bester Gesellschaft. Wer fünf geschafft hat, musste nicht mehr künstlich am Leben erhalten werden.

Mittlerweile gilt „Z Nation“ als souveräne Nummer zwei im Zombie-Genre und ist auf dieser Position ohne Konkurrenz. Die Ideen wurden von Staffel zu Staffel kreativer. Nur zwei Makel sind geblieben. In der Mitte jeder Season gibt es Hänger, die Helden verfahren sich auf ihrer Mission, womöglich könnten die Jahresblöcke weniger Episoden vertragen.

Auch der Ursprung des Show-Mottos, „Have Mercy“, bleibt weiterhin im Verborgenen. Prominent wird es bereits in Jason Gallaghers Titellied intoniert. In der Serie wird  „I Mercy You“, also „ich begnadige Dich“ bzw. „ich habe Mitleid mit Dir“ immer dann ausgesprochen, wenn Zombies von ihrer untoten Existenz erlöst werden. Ursprünglich war der Spruch gedacht als Methode, die Tötung ehemaliger Weggefährten zu rechtfertigen und zu verarbeiten. In einer neuen Gesellschaft, in der beide Daseinsformen, Mensch wie Zombie, als gleichberechtigt gelten sollen, ist die Begnadigung seitens der vermeintlich mächtigeren Spezies nicht mehr zeitgemäß.

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Dafür überrascht die fünfte Staffel, weil doch nicht mehr in jeder Folge ein „Monster der Woche“ vorgestellt wird. Die Charaktere haben genug damit zu tun, die neue Weltordnung im „Newmerica“ zu verhandeln. Alle Expeditionen dienen allein dem großen Vorhaben, Frieden zu schaffen. Die Idee, Zombies mit Gedächtnis auszustatten, basiert auf einer Folge der dritten Staffel, „Murphy’s Miracle“. Anders als gängige Untote, die jeden zufälligen Passanten angreifen, gab es da welche, die nachtragend waren, ihre Wut speziell auf eine Person ausrichteten.

Teil 3 auf der nächsten Seite: Mockbuster-Schmiede „The Asylum“ und Interview mit Kellita Smith