Zurück aus der Gruft


Zehn Jahre schon guckt sich Alex Harvey die Pflanzenwelt von unten an. Besonders _^^ wehmütig wird er dabei aufs Getreide blikken, Grundstoff seines Lieblingsgefränks Scarch, Der Todestag war Anlaß für seine Plartenfirma, tief in die Archive hinabzusteigen und für die Compilation-LP ALL SENSATIONAL, einen Reigen seiner wahnwitzigsten Hits zu Tage zu fördern. Auf Vinyl und in Konzerten bot The Sensationell Alex Harvey Band weit mehr als biederen Rock V Roll. Harvey stand in der Tradition des englischen Volkstheaters. Der Vaudeville-Rocker aus einem Glasgower-Arbetterviertel liebte es grell. Mit überkippender Stimme feierte er die Freuden einer Gruppenorgie (,Gang Bong“), pries sich als Teenie-Sensation (.Last Of The Teenage-Idols“) und Wunderheiler (,Faith Heafer“) oder parodierte Schnulzen (,Delilah*}. Die ewig trockene Kehle wurde dem Schotten schließlich zum Verhängnis. Vom Alkohoikonsum ausgezehrt, starb Alex Harvey am 4. 2. 82, im Airer von 47, an einem Herzschlag, (hr) 9 1988 schien er noch zu resignieren, dachte laut darüber nach, ob er als Songschreiber überhaupt noch etwas zu sagen habe. Tatsächlich sang Kevin Ayers auf seinem damals gerode aktuellen Album FALLING UP davon, sein Haus nur zu verlassen, um in aller Ruhe Angeln zu gehen. Ein eher tödlicher Zustand für einen kreativen Künstler und ehemaligen Trendsetter der englischen Rock-Avantgarde. Als solcher ist der heute 47jährige durch die Gründung der experimentellen Jazz-Rock-8and Soft Machine in die Annafen eingegangen. Der seit frühen Hippietagen ohne Telefon in der idyllischen mallorctnischen Künstlerkolonie Deya lebende Brite hol jedoch die Kurve wieder gekriegt. Auf STILL LIFE WITH GUi-TAR entdeckte er die Kraft akustischer Musik neu, singt seinen mediterranen Blues über Liebe, Lust und Frust. Gerade stellte er sein aktuelles Repertoire auf einer Clubtournee durch Deutschland seinen treuen Fans vor.