Zurück aus der Gruft


Seine erste Platte besitzt schon seit 20 Jahren Altertumswert. Der Überlieferung zufolge verdiente Reggae-Urvater Jimmy Cliff an der Single „Daisy Got Me Crazy“, aufgenommen anno 1962 in Kingsion, ganze 30 Pfennig (eine Erfahrung, die zehn Jahre später in seinem Kultfilm „The Harder They Come“ ihren Niederschlag finden sollte). Anerkennung und Kohle kamen später. So schrieb der Mann aus Jamaika mit seinem Titel „Vietnam“ (1969), nach Meinung Bob Dylans „den besten Protestsong aller Zeiten“. In den 80er Jahren wurde es ruhig um Jimmy Cliff. Mit SAVE OUR PLANET EARTH meldet sich der swingende Mahner jetzt zurück – luftig lockere Jamaica-Sounds mit Tiefgong. (why) 9 Nach zweieinhalbjähriger Arbeit ist es vollbracht: Ulf Krüger (43), Sänger und Beat-Historiker, hat sein Projekt „The Hamburg Sound“, im Kasten. 20 LPs/CDs mit jeweils 16 Titeln (Midprice-Bereich) erscheinen auf einem schwarzen „Starclub“-Label. „Es gab viele Probleme“, erinnert sich der Hamburger, „vor allem, was Band- und Rechtebeschaffung betraf.“ Umso bemerkenswerter ist das Resultat. Auf 12 LPs/CDs sind alle Original-Starclub-Singles enthalten (Ausnahme: Ray Charles gab „Makin‘ Whoppee“ nicht frei…). Drei Tonträger sind dem „Hamburg-Vater“ Tony Sheridan gewidmet – alle Singles sowie Aufnahmen mit den Ur-Beatles und der Star Combo. Dokumentiert wird ferner die „Rattles“-Story, mit einem Querschnitt durch das komplette Schaffen der Band Weitere LPs/CDs: „Big“ (Big Pete Lancaster/The Big Six), „Beat Band Baftle“, „Bits & Pieces“ (Raritäten, Obskures) und eine LP/CD zum Thema King Size Taylor. Schlicht phantastisch die Ausstattung: seltene Fotos und Innenhüllen, die vor Informationen, Discografien und einmaligen Stammbäumen nur so strotzen. Ulf Krüger: „Es ist eine reine Dokumentation, alles ist sachlich gehalten, ohne kunstvolle Ausschmückungen.“ Fazit: eines der vorbildlichsten Wiederveröffentlichungs-Projekte überhaupt.