2019 Super Bowl Halftime Show: Diese Klischee-Parade wird der NFL um die Ohren fliegen
Viel Licht und Flammen um fast nichts: Die Super Bowl Halftime Show 2019 war eine Ansammlung aus halbgaren Ideen.
Die Halftime Show des Super Bowls 2019, dem Endspiel der American-Football-Liga NFL, stand von Beginn an unter keinem guten Stern. Die Entscheidung der All-White-Poprock-Band Maroon 5 den begehrten Slot zu geben flog den Veranstaltern um die Ohren – und das gleich aus mehreren Gründen.
Da wäre etwa der Fakt, dass der Super Bowl in Atlanta stattfand, der Südstaatenmetropole, die nicht nur für ihre HipHop-Geschichte bekannt ist, sondern deren Bevölkerung zur über der Hälfte aus Schwarzen besteht. Obendrauf kam auch noch der Ärger um den ehemaligen Quarterback Colin Kaepernick, der gegen Polizeigewalt gegen Schwarze protestierte und seinen Job verlor. Auch deshalb wendeten sich plötzlich Millionen schwarze TV-Zuschauer vom Entertainment-Produkt NFL ab.
Die Liga wollte ein Zeichen setzen und mit Rihanna und Cardi B kurzfristig ein für Diversität stehendes Pausenprogramm gestalten – beide sagten jedoch ab. So blieb die Show also doch an Maroon 5 hängen, die mit Travis Scott und Big Boi noch alibimäßig zwei HipHop-Special-Guests aufgebunden bekamen.
Aber auch außerhalb der Diskussion um fehlende Diversität gab es Bauchschmerzen, was Maroon 5 angeht: Zu klein, zu weichgespült, zu egal, lasen sich viele der Kommentare, die hinterfragten, ob die Band um Sänger Adam Levine wirklich in eine Reihe mit Michael Jackson, Prince, The Rolling Stones und The Who zu treten habe. Und diese Bedenken sind nicht unbegründet, schaut man sich die Show von Maroon 5 in der Nacht von Sonntag auf Montag an.
Die beginnt bereits damit, dass die Band ihre eigene fehlende Größe für diesen Slot in der Größe der überdimensionierten M-förmigen Bühne zu kompensieren sucht. Doch egal wie groß die Bühne auch sein mag, sie bietet Adam Levine, der stimmlich zu Beginn keinen fitten Eindruck macht, keine Versteckmöglichkeit. Aber dafür hat er ja die hyperaktive Lichtshow.
Immerhin: Spongebob bekam seinen Super-Bowl-Auftritt
Gerade als man denkt, gleich verschluckt das Potpourri aus Leuchtkegeln und Strobos Maroon 5, kriegt tatsächlich SpongeBob Schwammkopf seinen Auftritt und darf für Travis Scotts Intro sorgen. Der soll wohl mit einem in der Volkshochschule animierten Meteoriten auf der Bühne gelandet sein und haspelt sich hastig durch ein paar Zeilen seines Megahits „Sicko Mode“.
Noch bevor man sich Aerosmith und Run DMC auf die Bühne wünscht – schaut man sich so Levines Poser-Herumgehopse neben Scott an –, ist der erste der beiden Special Guests auch bereits verbraten. Maroon 5 steigen in den Balladenteil ihres Sets ein, den Sänger Levine nutzt, um bedeutungsschwere Platittüden wie „All Is Love“ unterzubringen.
Aber der Super Bowl ist ja keine Trauerfeier und ganz sicher nicht ein zweites „Eat, Pray, Love“ – also Auftritt Big Boi. Der darf/soll/muss in kürzester Zeit alle erdenklichen Pimp-Klischees bedienen: Einfahrt im Lowrider und Outfit bestehend aus einem Pelzmantel, der selbst an einem sibirischen Dostojewski-Fürsten übertrieben wirken würde – eben genau das, was sich das weiße Vorstadt-Publikum Maroon 5s unter einem Rapper so vorstellt.
Dann doch lieber Chris Martin
Denn auch die Platzpatronen Travis Scott und Big Boi können nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir Zeugen der wohl weißesten aller weißen Halftime Shows geworden sind, in deren Mittelpunkt stets der gezwungen laszive Adam Levine steht, dem am Ende von der ganzen Pyro scheinbar so heiß geworden ist, dass sein edgy tätowierter Oberkörper keine Kleidung mehr tragen kann. Schade und traurig zu sehen, dass dort jemand solch eine große Bühne zu nichts weiter zu nutzen weiß, als in seinem Desperate-Housewives-Fantasmus seine Bewerbung als Sexiest Man Alive abgeben zu wollen.
Da wünscht man sich glatt den debil-grinsenden Chris Martin aus der Halftime Show 2016 zurück.
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Achja, um Sport ging es ja auch: Die New England Patriots gewannen gegen die Los Angeles Rams im punktärmsten Super Bowl der Geschichte mit 13:3 und schlossen mit ihrem sechsten Final-Erfolg zum bisherigen Rekordmeister, den Pittsburgh Steelers, auf.