5 Fragen an Moneybrother
Der schwedische Rock'n'Roller über Judith Holofernes, LA, die Rockliga und ein fragwürdiges Video.
1 2005 warst du so oft bei Sarah Kuttner, dass du mehr oder weniger zum Maskottchen der Sendung wurdest. Hast du diesmal in Sachen Promotion absichtlich den Fuß vom Gas genommen?
Nein, ich bereue das nicht. Ich kann aber verstehen, dass es manchen Leuten zu viel wurde. Mir geht es ja auch so, wenn ich einen Künstler entdecke – ich will das Gefühl ganz für mich alleine haben. Wahrscheinlich waren sogar die Menschen enttäuscht, die „Forrest Gump“ damals in der ersten Woche gesehen haben: Erst war dieser wunderbare Film ihre Entdeckung, ihr Geheimnis. Und dann hat ihn plötzlich die ganze Welt gesehen. Die Sendungen von Sarah Kuttner und Charlotte Roach haben den Erfolg von Moneybrother in Deutschland versechsfacht. Und ich musste mich nicht mal besonders anstrengen dafür. Das freut mich schon.
2 Ich musste eben die Vorwahl von Los Angeles wählen – was machst du denn da schon wieder, nachdem doch die ersten Aufnahmen deines Albums Mount pleasure dort gescheitert sind?
Ich arbeite diesmal nicht an einem neuen Album – ich weiß im Augenblick noch gar nicht so genau, wo es mit Moneybrother hingehen soll. Ich kenne hier zwei Leute und zwei in Nashville, mit denen ich einfach gerne Songs schreibe. Sie sind um einiges älter als ich, und ich kann viel lernen. An einem Tag schreibe ich zum Beispiel einen Countrysong, am nächsten basteln wir vielleicht an einem Hit für eine junge amerikanische Sängerin. Das macht Spaß. Ich bin überhaupt gerne in den USA. Ich fahre hier gerne mit dem Auto rum und so. Und im Garten sind ein Pool und eine Tischtennisplatte, das ist einfach schön, (lacht) Das fühlt sich immer ein bisschen wie Urlaub an. Europäer sind beim Thema L.A. oft ziemlich skeptisch. Natürlich ist es viel cooler, New York zu mögen. Kennst du den Song „I Love L A.“ von… ist der nicht von Randy Newman? So ein schöner Song! Aber niemand traut sich das zu sagen. Vieles läuft natürlich auch ganz und gar schief in den USA. Aber das kann ich trennen. Ich reise generell einfach furchtbar gerne. Wenn ich nicht auf Tour bin, bin ich meistens unterwegs. Ich habe Schweden vor über zwei Monaten verlassen. Bevor ich nach Kalifornien gekommen bin, war ich auch schon auf Jamaika und Kuba.
3 Der Re-Release von Mount pleasure hat mir wieder ins Gedächtnis gerufen, wie wunderschön das Duett „Magic Moments“ ist. Judith Holofernes klingt wahnsinnig sexy… Leider füllt mir dazu partout keine Frage ein. Oder doch! Aber die ist langweilig: Erzählst du mir, wie die Zusammenarbeit mit Judith zustande kam?
(lacht) Ich hab damals gerade an einem schwedischsprachigen Album mit Coverversionen gearbeitet und Judith auf einer Party getroffen. Sie fand die Idee, ein ganzes Album mit fremden Songs in deiner eigenen Sprache zu machen, super – sie hat gemeint, dass ihr so ein Konzept auch mit Wir Sind Helden Spaß machen würde. Wir haben viel über Gesang gesprochen – weniger über Technik als über die Emotionen, die man mit der Stimme transportieren kann. Singen ist für mich manchmal wie fliegen oder so, das kann ein fast außerweltliches Erlebnis sein, (überlegt) Weißt du, ich bin nicht Whitney Houston, aber manchmal spüre ich eine große Kraft in der Stimme, das ist schwer zu beschreiben. Naja, zurück zu Judith: Sie ist so eine großartige Künstlerin, dass ich ihr im Studio gar nicht sagen musste, wie ich mir das vor stelle – sie findet schnell die richtige Haltung für einen Song. Und dass sie vielleicht anders als sonst klingt ist normal: Mit einer Band bewegt man sich immer in einem festen Rahmen. Bei einer Kollaboration kann man neue Wege gehen.
4 Apropos Kollaboration: Für das Video „Guess Who’s Gonna Get Some Tonight hast du ausnahmsweise die Kontrolle abgegeben und dich dem Regisseur Zoran Bihac anvertraut. Das Ergebnis ist, nun ja, interessant. Gefällt es dir?
Es ist komplett verrückt. Es ist nicht die Art von Video, die mir gefällt, (lacht) Transvestiten und alles … das ist verrückt. Aber die Produktion hat schon Spaß gemacht. Nur kümmere ich mich normalerweise ja auch bei. meinen Videos um fast alles – ich suche den Regisseur aus, arbeite am Drehbuch mit und so. Diesmal hat meine Plattenfirma in Deutschland angefragt, ob ich Interesse hätte, mit diesem Regisseur zu arbeiten. Sie haben mir zehn Videos geschickt, die alle toll waren. Also hab ich grünes Licht gegeben und ihm gesagt, dass er alle Freiheiten hat. Und dann kam dieses irrsinnige Drehbuch. Aber ich hab alles mitgemacht. Das war für mich ja auch ganz was Neues.
5 Deine nächsten Auftritte in Deutschland finden im Rahmen der“Jägermeister-Rockliga“ statt. Verträgt sich Rock’n’Roll mit Wettkampf?
Keine Ahnung. Ich weiß nicht genau, was mich da erwartet. Wer tritt da eigentlich gegen mich an? Ich vertraue meinen Freunden, die mir gesagt haben, dass das cool ist. Es wird auf jeden Fall interessant, oder? Ich werde einfach mein Ding machen und wie immer versuchen, auf der Bühne mein Bestes zu geben. Das denken sich die anderen Bands sicher auch. Aber da es nun mal ein Wettbewerb ist, werde ich die anderen eben an die Wand spielen müssen! (lacht).
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