5 Fragen an The Chemical Brothers
1 Mischungen aus elektronischer Musik und Rock bestimmen die Clubkultur des neuen Jahrtausends. Für euch ist das nichts Neues. Wie seid ihr darauf gekommen, Dance-Tracks rocken zu lassen?
Rein elektronische Musik kann ganz schön sein, wir sind zum Beispiel bis heute große Anhänger von Acid House. Aber das allein befriedigt nicht. Uns machen zu lineare und monotone Strukturen auf Dauer keinen Spaß. Ab und zu muss man den Sound auch mal kräftig misshandeln und durchschütteln. Die Maschinen müssen schwitzen, die Musik muss Leben und Wildheit verkörpern. Der Gedanke, immer wieder neuen Krawall zu veranstalten, spornt uns an.
2 Ihr seid über die Jahre immer mehr eine Albumband geworden. Dann kam der Superhit „Galvanize“ – Wie hat sich eure Arbeit durch diesen Erfolg verändert?
Gerade live haben wir gemerkt, wie viel dieser Song den Menschen bedeutet. Da blieb kaum einer ruhig stehen, das war echt beeindruckend. Für uns war der Erfolg eine sehr positive Sache, vorher hatten wir etwas an Boden verloren, Come With Us schaffte es in Großbritannien zwar auf Nummer eins, aber die Reaktionen auf das Album waren eher zurückhaltend. Wenn es danach gleich wieder besser wird, gibt einem das neues Selbstvertrauen. Jetzt haben wir das Gefühl, alles umsetzen und veröffentlichen zu können, was uns im Kopf herumspukt. Aus diesem Grund hört man auf dem neuen Album viele Extreme. Einerseits sind emotionale und tiefgängige Momente dabei, andererseits veranstalten wir aber auch einfach nur Blödsinn.
3 Ein Song auf We Are The Night heißt „The Salmon Dance“. Wie tanzt denn bitteschön ein Lachs?
Das hat sich Fatlip ausgedacht, der in diesem Stück rappt. Er meinte, man werde irgendwann unweigerlich nervös und auch hungrig, wenn man zu lange vor dem Computer gesessen und das Videospiel Sammy The Salmon gespielt hat. Wir fanden das lustig. Der Song erinnert uns an Biz Markie und De La Soul. An Zeiten, als HipHop noch nicht so grimmig und böse war. Fatlip stammt aus dieser Zeit, er war früher bei The Pharcyde. Es ist ein völlig bekloppter Song, aber man muss ja nicht immer alles so ernst nehmen, oder?
4 Ihr habt unlängst mit Klaxons gearbeitet. Was haltet ihr von New Rave? Ich weiß nicht, ob man sich mit diesem Begriff einen Gefallen tut. Wenn das Wort Rave fällt, erinnere ich mich an riesige Partys auf dem Land, die es bei uns Anfang der neunziger Jahre gab. Aber gut, wenn so ein Schlagwort dazu beiträgt, dass die Leute ausgehen und sich für Musik begeistern, soll’s mir recht sein. Klaxons sind eine interessante Band. Sie benutzen psychedelische Metaphern und vermischen sie mit intelligenten Texten zu einer Musik, die alles außer Kontrolle geraten lässt. Die Zusammenarbeit mit ihnen war perfekt. Es kommt selten vor, dass alle Leute, die im Studio sind, sofort voll auf einer Wellenlänge liegen und loslegen können. Hier war es so.
5 Zwischen Albenveröffentlichungen und Tourneen verschwindet ihr immer komplett von der Bildfläche. Warum?
Das öffentlichkeitsscheue Image elektronischer Bastler trifft bei uns auf jeden Fall zu. Wir sind bei jeder sich bietenden Gelegenheit im Studio und probieren irgendwas aus. Dahinter steckt kein Zwang, sondern innerer Drang. Es dauert auch immer eine Weile, bis ein Song unseren Ansprüchen genügt. Ruhephasen verbringen wir mit den Familien, möglichst weit weg von dem ganzen Trubel. Es mag Leute geben, die es befriedigt, wenn ihr Gesicht überall abgebildet wird. Zu denen gehören wir aber nicht.
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