Brian Lopez


Folkloristische Avantgarde: europäische Americana

Das Problem mit heutiger musikalischer Begriffsbestimmung ist, dass sie nicht Schritt hält mit den im Sekundentakt entstehenden Hybrid-Gattungen. Brian Lopez ist das egal, er pfeift auf Definitionen. Er pfeift tatsächlich! Auf seinem Album Ultra hört man neben Pfiffen so einiges Ungewohntes. Das war er wohl seiner Intention schuldig, ein zeitloses Album schaffen zu wollen. Neben alternativen Rock-Elementen findet man auf dem Debüt des 28-Jährigen solide, fast klassische Grundtöne. „Das Album ist so chaotisch und vielseitig wie ich“, sagt er. Die klangliche Spanne auf Ultra reicht von südwestlichem Chicano-Rock, wo er seiner Heimatstadt Tucson Tribut zollt, über adretten Kammerpop bis zum Echo-And-The-Bunnymen-Cover „The Killing Moon“ im Conga-Gewand. Fehlende Konsequenz? Nein, Reichweite und Weltläufigkeit.

„Ich reise viel, habe eine Zeit lang in Spanien gelebt. Die vielen kulturellen Eindrücke versuche ich in Musik umzusetzen.“ Bei Weltmusik stehen ihm aber die Locken zu Berge. „Damit verbinde ich musikalische Ausbeutung. Aber meine Musik ist definitiv globalisiert. Wenn man das als moderne, kategorisch weitreichende Weltmusik bezeichnen will, bin ich einverstanden.“

Albumkritik S. 87

* Brian Lopez hört Musik vorwiegend beim Autofahren. Er achtet nicht gut auf seine CDs, sie sind alle zerkratzt. MGMTs Oracular Spectacular ist noch intakt, deswegen hört er sie andauernd.

* Er denkt sich gerne Choreografien zu deutscher Schlager-musik aus.

* Seiner Ansicht nach ist Radioheads OK Computer das großartigste musikalische Werk seit Zeitrechnung.