Bauhaus-Debatte: Feine Sahne Fischfilet und das ZDF haben eine neue Konzertlocation in Dessau gefunden


Das ZDF hat einen neuen Auftrittsort bekanntgegeben, nachdem die Stiftung Bauhaus Dessau ein Konzert von Feine Sahne Fischfilet an ihrem Ort untersagte.

Feine Sahne Fischfilet treten nun doch in Dessau auf. Wie das ZDF am Donnerstag mitteilte, findet das Konzert als Teil der Reihe „zdf@bauhaus“ wie geplant am 6. November 2018 statt. Nach Absage der Stiftung Bauhaus Dessau jedoch nicht im Bauhaus, sondern in der Alten Brauerei (Schultheiss-Brauerei).

Das Konzert wird mitgefilmt und am 1. Dezember 2018 um 23:30 Uhr in 3sat ausgestrahlt – nach Mitschnitten von Konzerten von Herbert Grönemeyer in Berlin sowie Pur und Tina Dico im Bauhaus Dessau. In begleitend zur Ausstrahlung geführten Interviews, heißt es weiter, wird Moderator Jo Schück mit Feine Sahne Fischfilet auch „die aktuellen Geschehnisse thematisieren“.

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Was war zuvor passiert?

Das ZDF hatte für den 6. November das Konzert „zdf@bauhaus“ mit Feine Sahne Fischfilet geplant. Die Punkband gilt seit ihrem Auftritt beim #wirsindmehr-Konzert in Chemnitz in einer breiteren Öffentlichkeit unter anderem deshalb als umstritten, weil ihr Sänger Jan „Monchi“ Gorkow einst Hooligan war und in früheren Texten zu Gewalt gegen Polizisten aufrief. Das Bauhaus hatte von seinem Hausrecht Gebrauch gemacht und das Konzert untersagt, nachdem diverse Beschwerden eingingen und rechte Proteste laut wurden. Dass das ZDF in seiner Reihe Feine Sahne Fischfilet einladen würde, habe die Stiftung Bauhaus Dessau erst kurz zuvor erfahren, da die Programmhoheit der Reihe beim Sender läge.

Die Stiftung Bauhaus Dessau teilte ferner mit: „Aufgrund vermehrter Aufrufe in den sozialen Medien zur gewaltsamen Störung des Konzerts mussten wir annehmen, dass das Bauhaus Ziel von extremistischen Angriffen geworden wäre.“ Man wolle keine erneuten medialen Bilder einer gespaltenen zerrissenen Gesellschaft ermöglichen. „Dies steht auch im Kontext jener polarisierten gesellschaftlichen Auseinandersetzungen, die in den vergangenen Monaten das Bild Ostdeutschlands geprägt haben“, hieß es weiter.

„Jetzt erst recht“

Feine Sahne Fischfilet reagierten auf die Absage der Stiftung mit einem ausführlichen Statement, in dem sie unter anderem ankündigten, „jetzt erst recht“ in Dessau auftreten zu wollen.

Sachsen-Anhalts Kulturminister Rainer Robra (CDU) erklärte in einem Interview, dass das Konzert weiterhin in Zusammenarbeit mit dem ZDF stattfinden werde – nur eben nicht im Bauhaus. „Ich halte die Idee, eine Punkrockband aus dem linken Spektrum mit entsprechenden Fans im eher kammermusikalischen Ambiente der Bauhaus-Bühne auftreten zu lassen, für nicht besonders überzeugend.“ Eine neue Location muss – wie auch Feine Sahne Fischfilet in ihrem Statement indirekt mitteilen – noch gefunden werden. Zwischenzeitlich stand das Anhaltische Theater Dessau als Bauhaus-Alternative zur Diskussion, bis eine Sprecherin mit der Begründung absagte, dass das Theater mit der Einladung der Band – unkommentiert und als Symbol – ein politisches Statement geben würde, zu dem es nicht bereit sei.

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Berlins Kultursenator Klaus Lederer bot in der Zwischenzeit an, dass Feine Sahne Fischfilet im aktuell leer stehenden Bauhaus-Archiv in Berlin-Tiergarten auftreten könnten. Der Vorstandsvorsitzende des Trägervereins des Bauhaus-Archivs, Markus Klimmer, kritisierte gegenüber der „Berliner Zeitung“ die Konzertabsage der Bauhaus-Stiftung Dessau scharf: „Das Bauhaus ist ein politischer Ort. Wer etwas anderes sagt, hat das Bauhaus nicht verstanden.“ Die Stiftungsdirektorin Claudia Perren begründete die Entscheidung unter anderem damit, dass die Bauhaus-Stiftung ein „bewusst unpolitischer Ort“ sei.

Auch Professorinnen und Professoren der Bauhaus-Universität in Weimar bezogen öffentlich Stellung gegen die Entscheidung und Erklärung der Bauhaus-Stiftung Dessau:

https://twitter.com/gbod_/status/1053703365799133189

Zuletzt suspendierte die Stiftung Bauhaus Dessau ihre Pressesprecherin. Eine Entscheidung, für die Feine-Sahne-Fischfilet-Sänger Jan „Monchi“ Gorkow ebenfalls kein Verständnis aufbringen konnte.

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