Beats, Bolerojäckchen und Nietzche: Madonna braucht „Something to Remember“ statt „Living For Love“
Blutrot im Bolerojäckchen. So sieht Madonna sich in ihrem neuen Video zur Single „Living for Love“. Doch die Oberste schwächelt und braucht dringend „Something to Remember“. Ein offener Brief von Jan Schmechtig.
Liebe Madge,
wir kennen uns ja schon eine Weile, daher kann ich dich duzen. Wie du weißt, hatten wir so unsere Höhen und Tiefen in den vergangenen Jahren. Als wir zu Glanzzeiten gemeinsam unter der Diskokugel getanzt haben und du enge Trainingsbodies noch mit Würde tragen konntest, hatten wir regelmäßig Kontakt. Dein MDNA-Trip war mir dann irgendwie zu viel, denn du weißt ja, dass ich Großraumdiskodrogen gegenüber prinzipiell eher abgeneigt bin. Du hattest mich damals zu deiner Tour eingeladen, bei der du mit gut eineinhalb Stunden Verspätung auf die Bühne kamst, dann aber letztendlich doch mehr oder weniger überzeugtest. In deiner zwischenzeitlich musikalischen Abstinenz dachte ich, dass du dich gefangen hast und clean geworden bist. Als ich jedoch in der Presse las mit wem du dich wieder im Studio rumgedrückt hast schwante mir nichts Gutes. Nicht zuletzt als du mit diesem „Bitch“- Kram angefangen hast. Muss denn das sein? Bleib doch einfach bei Fotos vom Skiurlaub mit deiner Familie. Das nimmt man dir zumindest eher ab als diese „Unapologetic Bitch“-Nummer.
Ich weiß, deine mit dir alternde Fangemeinde braucht dich weiter als (barbusiges) Vorbild, um zu sehen wie geil unangepasst man trotz permanent wegretuschiertem Alter sein kann. Aber wieso um alles in der Welt hast du dir schwarzes Kabel um das Gesicht gewickelt und das auch noch zum Plattencover gemacht? Bist du Fan von Sebastien Tellier? Der hatte nämlich auch schon einmal so eine Phase. Habt ihr euch ausgetauscht? Und wer hat dir eigentlich den Tipp mit dem Stierkampfvideo gegeben? Du warst doch immer die Queen of Re-Invention. Das wirkt allerdings eher wie eine Kreuzung aus „Pans Labyrinth“ und deiner früheren Stierkampfphase (du weißt schon, „Take A Bow“ und so … ).
Versteh mich nicht falsch: Wenn sich einer mit dem Dalai Lama, Martin Luther King oder eben mit sich selber vergleichen darf, dann natürlich du. Aber überleg‘ mal: Während sogar Lady Gaga schon nach im Vergleich zu dir kurzer Erfolgskurve beim Jazz gelandet ist, bleibst du bei Beats und Bolerojäckchen. „Something To Remember“ hast du schon vor Jahren ein Album genannt, obwohl du dir damals sicher sein konntest, dass man sich an dich erinnern wird. Bist du das noch? Vielleicht wäre es an der Zeit noch so ein Album aufzunehmen, damit du nicht die Mutti im engen Fummel bleibst. Ach so, bevor ich es vergesse: Du hast Nietzsche in deinem Video falsch geschrieben. Aber den Verantwortlichen wirst du wahrscheinlich eh schon entlassen haben.
Herzlich,
Dein Jan
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Jan Schmechtig bloggt unter Horstson.de über Männermode und Musik – und in loser Regelmäßigkeit auf musikexpress.de.