Ton Spion
Kaum zu glauben – da landet eine LP mit durchgehend fetzigem Dance-Rock auf dem Tisch – und das soll von jenen Milch-Gesichtern stammen, die vor 1988 beim Marlboro-Nachwuchsfestival auf dem zweiten Platz landeten? Noch dazu, wo die vier Jungs aus der kleinen Kreisstadt Freising bei München kommen, über die Stadtgrenzen sonst nur durch die landwirtschaftliche Fachhochschule bekannt. Doch Playhaus nutzte die Chance des Preises – den Major-Deal – dazu, die Fähigkeiten der Band zu kultivieren: Gnadenloser Groove, eingängige Songs und eine kräftige Stimme sorgen für das herausragende Album-Debüt HUNGRY. Fernab von kleindeutscher House-Verwurstung legen sie mit der ersten Auskoppelung „Want Your Soul Tonight“ gleich einen klaren Dance-Hit vor. Und zu den Großen des Pop-Geschäfts gehören sie ohnehin schon jetzt: Durchschnittsgröße der Band ist 1,89 Meter.
Unsere Platte hätte mit jedem Produzenten ein wenig noch Todd Rundgren geklungen, wir sind Fans von ihm“, wiegelt Moe Berg, Sänger und Gitarrist des kanadischen Quintetts The Pursuit Of Happiness ab. Dennoch ist er glücklich, daß ihr erstes Album LOVE JUNK von dem Gitarren-Gott aus Utopia-Land produziert wurde, natürlich ohne die kantige Garagenrock-Kraft zu verlieren. Die Paarung von hochgradig kommerziellen Songs und Rock-Urkraft ist oberstes Band-Gesetz:
„TPOH ist wie der Zusammenstoß zweier LkWs – im einen sitzen AC/DC, im anderen Abba.“Das „Streben nach Glück“ meint Berg absolut nicht ironisch. Er haßt millionenschwere Rockstars, „die sich über den schlimmen Zustand der Welt beschweren, obwohl ihnen das Geld aus den Ohren quillt“. Dennoch sind TPOH-Texte hochengagiert. „Love Junk“ zum Beispiel ist ein feministischer Rock-Song, „natürlich nicht wie bei Tracy Chapman. Bei uns geht es um erzwungenen Oralverkehr“.