Die ewigen Wiederkehrer


Killing Joke: Das permanente Comeback als Arbeitsprinzip – kaum eine andere Band aus der britischen Postpunkbewegung scheint im Sound der aktuellen Hardrockszene so oft und so deutlich als Einfluss auf wie die Briten: Metallica coverten auf Garage Days Revisited Killing Jokes „The Wait“, Nirvana nannten sie oft als ganz große Inspirationsquelle. Die Industrial-Szene um Marilyn Manson und Ministry leitet sich zu ihrer Gänze aus den Pioniertaten Killing Jokes ab, in der Gothic-Szene gelten sie als bahnbrechende Gründerväter. Aber kaum eine andere Band hat so viele Comebacks hinter sich: 1979 fanden Killing Joke zusammen; 1982 trennten sie sich zum ersten Mal, als Sänger, Keyboarder und Mastermind Jaz Coleman vor dem seiner Meinung nach drohenden Weltuntergang ins mythenumwobene Island flüchtete. Seine Bandkumpels holten ihn ein Jahr später zurück, doch 1988 löste sich die Band erneut auf. 1990 folgten das Comeback – und eine Platte später der nächste Split. 1994 dann das nächste Comeback; doch nach zwei regulären und einem trancigen Remix-Album herrschte wieder Funkstille. Bis jetzt. Nun steht ein neues Album in den Läden: Schlicht Killing Joke betitelt, eingespielt fast in Originalbesetzung von Coleman. Geordie (alias K. Walker), Youth (alias Martin Glover), Paul Raven und Ex-Nirvana-Drummer Dave Grohl. Haben sich Killing Joke wieder gestritten, getreten, geprügelt und angespuckt wie schon manches Mal auf der Bühne? Jaz Coleman winkt beruhigend ab: „Wir haben uns seit den letzten Projekten nie wirklich getrennt. Killing Joke lag nur auf Eis. Wir können nur erfolgreich zusammenarbeiten, wenn alle mit ganzem Herzen dabei sind. Bei uns hat ja jeder seine eigenen Projekte. Und wenn wir dann wieder zusammenarbeiten, dauert es auch noch ewig, bis dann das fertige Album im Laden steht. Label-Suche, Vertragsverhandlungen, der ganze Business-Mist nimmt schon ein, zwei Jahre in Anspruch. Dann musst du aufnehmen, mixen, das Cover produzieren, Promotion machen. Das dauert.“ Jetzt aber ist Coleman mehr als zufrieden: „Auf dem Album spielen wir so intensiv wie nie zuvor. Vielleicht deshalb, weil wir uns so verarscht fühlen von der britischen Regierung, was den Irak-Krieg betrifft.“ Coleman ist richtig sauer und lässt sich nur mit Mühe zu einem anderen Thema bringen: den „guten alten Zeiten“. Dann aber hat er doch noch eine Schote parat: „Ich bin nicht nostalgisch, blicke nicht dauernd zurück. Aber manchmal fällt mir doch wieder ein witziges Detail aus unserer Geschichte ein: Auf unserer ersten US- Tournee folgte uns ein komischer Typ namens Al Jourgensen (jetzt Ministry, Anm. der Red.) zu allen Konzerten. Am Ende war er dann mit meiner Freundin zusammen.“

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