„Black Mirror“ startet mit neuen Folgen auf Netflix und krönt ein gutes Jahr für „Star Trek“-Fans


Wenn die Raumschiffbrücke zum Gefängnis wird.

Die Kurzfilmsammlung „Black Mirror“, die am Freitag mit der vierten Staffel auf Netflix startete, sorgt auch unabhängig von neu erscheinenden Episoden oft für Schlagzeilen. Weil die dystopischen Szenarien, die „Black Mirror“ seit 2011 entwirft, schon mehrfach in ähnlicher Form eingetreten sind. Mit einer Episode sagte „Black Mirror“ beispielsweise die Mittel voraus, mit denen Donald Trump schließlich zum US-Präsidenten aufsteigen sollte. Aktuell erinnert ein Rating-System für Bürger in China an die berühmte Episode „Nosedive“, in der eine junge Frau auf der Jagd nach gesellschaftlicher Anerkennung via sozialem Netzwerk wahnsinnig wurde. In der nun erschienenen vierten Staffel blickt die Serie ausnahmsweise Mal zurück in die Vergangenheit und nimmt sich alte „Star Trek“-Serien als Vorbild für die nächste unangenehme Tech-Fantasie.

Youtube Placeholder

An dieser Stelle findest du Inhalte aus Youtube
Um mit Inhalten aus Sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.

In der Episode „USS Callister“ taucht der im Alltag unzufriedene Mitbegründer einer Virtual-Reality-Firma nach Feierabend in eine nachgestellte Version seiner Lieblingsserie aus Teenie-Tagen ab. Und diese ist eine aalglatte Kopie von „Star Trek“. Das Tech-Genie Daley (Jesse Plemons) wird dann via VR zum selbstbewussten Raumschiffkapitän, der seine Crew mit waghalsigen Manövern beeindruckt und seinen in der Realität dominanten Geschäftspartner Walton (Jimmi Simpson) als Schuhabtreter benutzt. Der Sprung zwischen VR und Alltagsfrust eskaliert, als Daley eine Mitarbeiterin in seine rekreierte Science-Fiction-Serie einpfercht.

Zwar dürfen sich Hardcore-„Star Trek“-Fans durch den Plot von „USS Callister“ leicht beleidigt fühlen, eine beeindruckende Hommage an die ersten Serien des Franchise ist „Black Mirror“ dennoch gelungen. Regisseur Toby Haynes nutzt die gängigen Klischees, die „Star Trek“ anhaften, für ein Horror-Szenario mit Nostalgie und Zynismus.

Tarantino arbeitet an blutigem „Star Trek“

„Black Mirror“ beweist gutes Timing, so wurde die Marke „Star Trek“ zuletzt erfolgreich wiederbelebt. Nach drei Kinofilmen seit 2009 startete Netflix gemeinsam mit dem US-Sender CBS im Herbst die wöchentliche Serie „Star Trek: Discovery“, die auch von langjährigen Fans gut angenommen wird. Dazu sorgte Quentin Tarantino für Jubelstürme bei Trekkies: Der Regisseur überzeugte Paramount, einen „Star Trek“-Kinofilm jenseits der FSK-12 und mit einer von ihm erdachten Handlung zu drehen.

Tarantinos „Star Trek“ liegt allerdings noch einige Jahre in der Zukunft, ein Drehbuch wird erst in den kommenden Monaten ausgearbeitet. Die „Black Mirror“-Episode darf also als Zehrung auf dem Weg zu neuem Material aufgefasst werden – und natürlich als heftige Gesellschaftskritik, sonst wäre es ja nicht „Black Mirror“. Auch die weiteren fünf Episoden, die nun auf Netflix erschienen sind, befassen sich mit technischen und gesellschaftlichen Albträumen.